Santiago de Chile – In Chile hat es neuerlich schwere Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizisten gegeben. Zehntausende Menschen versammelten sich am Montag im Zentrum der Hauptstadt Santiago de Chile und verlangten den Rücktritt von Präsident Sebastián Piñera. Dieser schließt seine Demission aus. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein. Polizisten wurden mit Brandsätzen beworfen.

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Inmitten der Demonstrationen ereignete sich im Norden Chiles ein schweres Erdbeben der Stärke 6,0, das bis in die Hauptstadt zu spüren war. Über Verletzte wurde zunächst nichts bekannt.

Plünderungen und ein Erdbeben

Bis in die Nacht hinein war das Hupen von Autos zu hören, Demonstranten nutzten zudem Pfannen und Töpfe, um Lärm zu erzeugen. Erstmals errichteten Protestteilnehmer auch Straßenbarrikaden. Berichten zufolge gab es in den Städten Viña del Mar, Valparaíso und Concepción Plünderungen und Vandalismus.

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Die regierungskritischen Proteste gehen in die dritte Woche. Die Demonstranten fordern insbesondere eine Pensions- und Verfassungsreform sowie tiefgreifende Reformen des ultraliberalen Wirtschaftssystems. Einige verlangen auch den Rücktritt von Präsident Piñera, der die Unruhen auch mit einer Reihe sozialer Maßnahmen und einer Kabinettsumbildung nicht beenden konnte.

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Nach offiziellen Angaben starben bei den Protesten bereits mindestens 20 Menschen, davon fünf nach einem Einschreiten der Sicherheitskräfte. Außerdem wurden nach Angaben des unabhängigen Nationalen Instituts für Menschenrechte mehr als 1.300 Menschen verletzt.

Wegen der instabilen Lage wurde die UN-Klimakonferenz im Dezember von Santiago de Chile nach Madrid verlegt. Auch das für den 16. und 17. November geplante Gipfeltreffen des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (Apec) kann nicht wie geplant in der chilenischen Hauptstadt stattfinden.

Beliebtheitswert auf 13 Prozent gesunken

Piñera hat unterdessen einen Rücktritt ausgeschlossen. Piñera verneinte die Frage nach seinem Rücktritt am Dienstag in einem Interview mit der britischen Rundfunkgesellschaft BBC. Zugleich räumte er eine Mitverantwortung für die Probleme in Chile ein, die sich allerdings "seit 30 Jahren angehäuft" hätten.

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Piñeras Beliebtheitswert ist laut einer aktuellen Umfrage des Instituts Cadem auf 13 Prozent gesunken – und damit auf den niedrigsten Wert für einen Staatschef seit der Rückkehr Chiles zur Demokratie 1990. Zugleich sprachen sich 87 Prozent der Befragten dafür aus, die Verfassung Chiles, die noch aus der Zeit des Diktators Augusto Pinochet (1973-90) stammt, zu verändern. (APA, 5.11.2019)

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