Klimademonstrationen nehmen weltweit Fahrt auf. Wissenschafter stellen sich hinter die Protestbewegungen.

Foto: Imago/Joel Goodman

New York – 11.258 Wissenschafter aus 153 Ländern warnen in einer gemeinsamen Erklärung eindrücklich vor einem weltweiten Klimanotfall. Wenn sich das menschliche Verhalten nicht grundlegend und dauerhaft verändere, sei "unsägliches menschliches Leid" nicht mehr zu verhindern, schreiben die Autoren im Fachblatt "Bioscience". Der Beitrag erscheint 40 Jahre nach der ersten Weltklimakonferenz in Genf und fällt genau mit dem formalen Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen zusammen (wirksam wird dieser Schritt im kommenden Jahr).

Die Unterzeichner kritisieren das anhaltende Versäumnis der Menschheit, die Treibhausgasemissionen einzudämmen, sowie die moralische Verpflichtung von Wissenschaftern, "die Menschheit unumwunden vor einer katastrophalen Bedrohung zu warnen". Der Artikel umreißt künftige Maßnahmen zur Verringerung der mit dem Klimawandel verbundenen Schäden und beschreibt Bereiche, in denen sofortiges globales Handeln erforderlich sei.

"Aus den vorliegenden Daten wird klar, dass wir einem Klimanotfall gegenüberstehen", sagte Ko-Autor Thomas Newsome von der University of Sydney. Sein Kollege William Ripple von der Oregon State University in den USA, einer der Initiatoren der Erklärung, ergänzte: "Obwohl seit 40 Jahren verhandelt wird, haben wir weitergemacht wie bisher und sind diese Krise nicht angegangen."

Sechs Schlüsselbereiche

Die Forscher fordern in ihrem Beitrag tiefgreifende Veränderungen vor allem in sechs für den Klimawandel zentralen Bereichen: Umstieg auf erneuerbare Energien, Reduzierung des Ausstoßes von Schadstoffen wie Methan und Ruß, besserer Schutz wichtiger Ökosysteme wie Wälder und Moore, Konsum von mehr pflanzlichen und weniger tierischen Produkten, nachhaltige Veränderung der Weltwirtschaft und Eindämmung des Wachstums der Weltbevölkerung.

Die Wissenschafter sehen sich bestärkt von zunehmendem Umweltbewusstsein und den Protesten der Fridays-for-Future-Bewegung. Es müsse allerdings noch viel mehr passieren. "Als Zusammenschluss von Wissenschaftern weltweit stehen wir bereit, bei einem gerechten Wandel hin zu einer nachhaltigen und gleichberechtigten Zukunft zu helfen."

Vor zwei Jahren hatten Wissenschafter um Ripple und Newsome bereits einen ähnlichen Beitrag initiiert. Mehr als 15.000 Forscher aus über 180 Ländern hatten damals eine eindringliche "Warnung an die Menschheit" mit der Aufforderung zu konsequenterem Umweltschutz unterzeichnet. (dare, APA, 5.11.2019)