FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker hat sein "Krone"-Abo gekündigt.

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Wien – Das Ibiza-Video hat nicht nur die türkis-blaue Regierung gesprengt, sondern auch das Verhältnis zwischen der "Kronen Zeitung" und der FPÖ nachhaltig getrübt. Nachdem der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache 2017 mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte über die Übernahme der "Kronen Zeitung" schwadroniert hatte, um das Medium noch mehr auf FPÖ-Linie zu bringen, ging die "Krone" seit Veröffentlichung des Videos merklich auf Distanz zur FPÖ. Strache sprach auch davon, ein paar "Krone"-Redakteure rauszuhauen.

In einem offenen Brief an "Krone"-Chefredakteur Klaus Herrmann kritisiert jetzt FPÖ-Generalsekretär und Mediensprecher Christian Hafenecker den neuen Kurs der "Kronen Zeitung", die zuvor immer "ein Garant der Ausgeglichenheit in der Berichterstattung" gewesen sei, so Hafenecker. Er habe aus Protest sogar sein Abo gekündigt.

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Chefredakteur Herrmann!

Seit 60 Jahren sind die rund zwei Millionen Leserinnen und Leser der "Kronen Zeitung" gewohnt, dass Ihre Zeitung die Österreicherinnen und Österreicher objektiv und ohne "jegliche persönliche Einfärbungen" informiert. Sie selbst schrieben am 29. März dieses Jahres in einem Kommentar darüber, was die Stärke der "Krone" so wirklich ausmacht. Sie nannten dabei, "dass dies neben ihrer Bodenständigkeit jene Werte sind, für die Ihre Zeitung steht – nämlich für Mut und Haltung und vor allem für Unabhängigkeit." Ohne Zweifel war die "Krone" immer "ein Garant der Ausgeglichenheit in der Berichterstattung in unserer Medienlandschaft" – gerade auch aus diesem Grund wurde Ihr Medium zur erfolgreichsten Tageszeitung in Österreich.

In letzter Zeit müssen wir aber leider immer öfters feststellen, dass die Berichterstattung in Ihrer Zeitung gegenüber der Freiheitlichen Partei Österreichs diese von Ihnen so hervorgehobene "Haltung und Unabhängigkeit" sehr vermissen lässt. Man könnte beinahe schon von einer einzigartigen Kampagne gegen eine sehr erfolgreiche Regierungspartei sprechen, die in nur 17 Monaten Regierungsverantwortung mehr Reformen für Österreich auf den Weg brachte als frühere Koalitionen zwischen SPÖ und ÖVP. Seit einigen Wochen ist die "Kronen Zeitung" aber von ihren tugendhaften Eigenschaften, wie etwa Objektivität oder Seriosität, schon einige Meilen weit entfernt.

Vor allem manche Kommentare von Ihren "hauseigenen Journalisten" sind es, die in ihren Zeilen des Öfteren ungebührlich versuchen, ihre persönlichen Befindlichkeiten gegenüber der FPÖ einfließen zu lassen. Ganz schlimm und nicht mehr nachvollziehbar wird es aber, wenn – so wie am letzten Wochenende auf Twitter – Ihr Redakteur Kurt Seinitz über "optische Äußerlichkeiten" von FPÖ-Politikern doch auf sehr niedrigem Niveau abschätzig urteilt und sich geradezu lustig macht. Wir Politiker sind es gewohnt, vieles auszuhalten und manches auch auszuteilen, aber wenn "Worte und Sätze" ins Persönliche abdriften, hört sich der sprichwörtliche Spaß auf.

Es wäre sehr traurig und für die österreichische Medienlandschaft mehr als abträglich, wenn sich der seriöse und objektive Kurs der "Krone" jetzt auf längere Zeit änderte. Es wäre daher notwendig und höchst an der Zeit, wenn man sich in der "Kronen Zeitung" wieder an die alten Tugenden besinnte und wieder zur gewohnten Sachlichkeit und Seriosität zurückkehrte.

Nur diesen derzeit eingeschlagenen Weg Ihrer Zeitung kann und will ich nicht mehr unterstützen. Daher habe ich mein langjähriges "Krone"-Abo – so wie viele andere Österreicher auch – gekündigt.

Sehr geehrter Herr Chefredakteur, ich darf daher auch als Mediensprecher an Ihre journalistische Sorgfaltspflicht appellieren und schließe dabei meine Hoffnung an, dass Sie wieder zur vielgelobten und von den Menschen so geschätzten Sachlichkeit zurückfinden mögen. Denken Sie dabei an den Doyen der "Kronen Zeitung", an Hans Dichand, dem die absolute Unabhängigkeit und dem eine klare Distanz zu Parteien und ihren Netzwerken so extrem wichtig waren. Dieser von Hans Dichand eingeschlagene Weg hat es sicherlich nicht verdient, in nur so kurzer Zeit zu Grabe getragen und ad absurdum geführt zu werden. (red, 5.11.2019)