Walzbeton wird als Alternative zu herkömmlichem Asphalt getestet.

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Wien – Beton ist eine fixe Größe im Straßenbau. Das gilt allerdings hauptsächlich für das hochrangige Straßennetz, also Autobahnen und Schnellstraßen, sowie für stark belastete Flächen wie Kreuzungen oder Kreisverkehre.

Das Material hat das, was Fachleute als hohe Verformungsresistenz bezeichnen, es besteht ein geringer Rollwiderstand, und alter Beton ist wiederverwertbar. Auf Landstraßen und Nebenfahrbahnen wird allerdings meistens Asphalt eingebaut, der mit den Leistungsmerkmalen von Beton zwar nicht mithalten kann, dafür aber billiger ist.

Wiener Forscher von Smart Minerals haben nun ein Verfahren getestet, das Beton auch für dieses Straßennetz interessant machen könnte. Smart Minerals ist eine Tochter der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ) und der TU Wien.

Das Projekt wurde in Kooperation mit der Forschungsgesellschaft Eco Roads durchgeführt, deren Ziel die Entwicklung nachhaltiger Technologien im Straßenbau ist.

"Erdfeuchtes" Material

Auf einer Teststrecke wurde die Tauglichkeit von sogenanntem Walzbeton getestet. Er ist sehr trocken mit maximal 40 Prozent Wasseranteil, Fachleute sprechen von "erdfeucht". Walzbeton kommt häufig in den USA zum Einsatz, in Mitteleuropa ist er noch ein Exot.

"Er ist nicht so geschlossen, wie man es sonst von Beton kennt", sagt Martin Peyerl, Forschungsleiter von Smart Minerals. "Er rieselt fast wie Sand, und man benötigt eine hohe Verdichtungsenergie, um ihn in ein geschlossenes Gefüge zu bringen."

Der Einbau erfolgt nicht mit herkömmlichen Betonfertigern, die auf fixe Straßenbreiten ausgelegt sind, sondern mit einem Spezialfahrzeug. Für das Projekt stellte die Firma Volvo einen Kettenfertiger zur Verfügung.

Dabei handelt es sich eigentlich um einen Asphaltfertiger, der mit einer Doppelstampferbohle ausgerüstet ist, ein Hochleitungsverdichter, der pro Minute 1600-mal auf den Beton "stampft" und ihn so in Lage bringt. Die Einbaugeschwindigkeit beträgt dabei 1,8 Meter pro Minute. Bereits dadurch entsteht eine geschlossene Struktur.

Der 20 Zentimeter starke Beton ist also bereits so fest, dass er anschließend mit einer herkömmlichen Straßenwalze nachverdichtet werden kann. Unmittelbar danach ist die Walzbetondecke begehbar, nach einem Tag befahrbar.

Prüfung unter realen Bedingungen

Teststrecke war eine 500 Meter lange Privatstraße in der südlichen Steiermark, die als Zufahrt zu einer Recyclinganlage dient. Da hier häufig Schwerverkehr unterwegs ist, konnte man die Belastbarkeit der Betondecke unter realen Bedingungen prüfen.

Auch die Steigung von bis zu sieben Prozent und häufige Kurven simulieren typische Landstraßenverhältnisse. Aktuell entnehmen die Forscher der Strecke regelmäßig Bohrkerne, um das Verhalten der neuen Fahrbahndecke unter Belastung zu überprüfen.

Rasche Benutzbarkeit, flexible Einbautechnik, aber auch die Langlebigkeit von Walzbeton sprechen laut Smart Minerals für den Baustoff auch auf Landstraßen.

Betondecken neigen nicht zur Bildung von Spurrillen, der geringe Rollwiderstand reduziert zudem den Treibstoffverbrauch. Da Beton heller als Asphalt ist, heizt er sich außerdem im Sommer weniger stark auf.

Ob allerdings auch die Einbaukosten von Walzbeton mit jenen von Asphalt konkurrieren können, sei nicht so einfach zu beantworten, meint Peyerl: "Die Kosten sind immer von der Menge abhängig. Aber wir sind mit Walzbeton nicht sehr weit weg von Asphalt." Es gibt jedenfalls bereits konkrete Pläne, auch eine Versuchsstrecke im öffentlichen Straßennetz zu bauen. (Raimund Lang, 11.11.2019)