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Ein Gerichtsurteil nach einem Sexualverbrechen an einem 14-jährigen Mädchen sorgt in Spanien für Proteste.

Foto: Reuters/SERGIO PEREZ

Barcelona/Manresa – Ein Gerichtsurteil nach einem Sexualverbrechen an einer Minderjährigen sorgt in Spanien für wütende Proteste. Fünf Männer waren in der vergangenen Woche nach einem sexuellen Vergehen an einer 14-Jährigen im katalanischen Manresa zu Gefängnisstrafen von zehn bis zwölf Jahren verurteilt worden – wegen sexuellen Missbrauchs, nicht aber wegen Vergewaltigung oder sexueller Gewalt.

Seither gab es in mindestens 40 spanischen Städten Demonstrationen unter dem Motto: "Wir haben genug von der patriarchalischen Justiz!" Hintergrund des Urteils ist, dass laut spanischem Recht eine Vergewaltigung immer auch Gewaltanwendung oder Einschüchterung beinhalten muss. Das Mädchen war aber alkoholisiert und bewusstlos, als die Männer sich an ihm vergingen. Deshalb habe es weder Gewalt noch Einschüchterung gegeben, urteilten die Richter.

300.000 haben Petition unterschrieben

Die Angeklagten müssen für zehn bis zwölf Jahre in Haft. Die DemonstrantInnen finden das zu milde: Auf Vergewaltigung stehen längere Strafen von bis zu 20 Jahren.

Viele SpanierInnen fordern nun eine Änderung der entsprechenden Artikel im Strafgesetzbuch, so dass künftig "jede sexuelle Beziehung ohne Einwilligung als Vergewaltigung behandelt wird", wie die Zeitung "El Pais" berichtete. Mehr als 300.000 Menschen haben unterdessen eine an das Justizministerium in Madrid gerichtete Petition unterschrieben.

Ein ähnliches Urteil sorgte schon in der Vergangenheit für massive Proteste. Dabei ging es um den Fall einer 18-Jährigen, die 2016 von einer Gruppe Männern im nordspanischen Pamplona vergewaltigt worden war. Sie waren ebenfalls zunächst wegen Missbrauchs verurteilt worden. Später hob das Oberste Gericht das Urteil auf und verurteilte die Männer wegen Vergewaltigung. (APA, 5.11.2019)