Ein großes Ecklokal, weit draußen in Ottakring, ist die Wiener Filiale des legendären Royal Bombay Palace in Linz.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Richie Randhava trägt einen prächtigen Turban und spricht wunderbar gepflegtes Wienerisch. Die Eltern sind aus Punjab im Nordosten Indiens, er selbst aber ist in Wien geboren und aufgewachsen.

Mit seiner Frau betreibt er zwei Boutiquen für Ball- und Brautkleider. "Aber die Gastronomie war immer schon mein Traum, ich wollte bereits als Kind Wirt sein", sagt er. Und irgendwann hatte er seinen ebenfalls aus dem Punjab gebürtigen Freund Shashia "Bitu" Avtar so weit, dass er mit ihm gemeinsam eines eröffnete.

Nun ist Avtar nicht irgendwer, sondern der Wirt des Royal Bombay Palace in der Linzer Goethestraße. "Der beste Inder von Wien ist in Linz", hatte schon Österreichs legendärer Restaurantkritiker Christoph Wagner vor vielen Jahren über das Lokal geschrieben, in dem die Gewürze für die Currymischungen in einem eigens importierten 150-kg-Steinmörser gemahlen werden, immer wieder Wachteln, Ziegenkitz und Kaninchen auf der Karte stehen und ein mehr als beeindruckender Weinkeller reihenweise Flaschen der nobelsten heimischen Winzer bereithält.

Das gibt es jetzt alles auch in Wien. Anfang Oktober hat Randhava sein Wiener Bombay Palace eröffnet, am äußeren Ende der Thaliastraße. Es ist ein mächtiges, curryfarben ausgemaltes Ecklokal mit hübsch orientalisierenden Tropfenlustern, bequemen Sitzbänken im Chesterfield-Look und einer großen Bar, auf der gleich mehrere Doppel-Magnums aus vielen der besten Lagen Österreichs verheißungsvoll grüßen.

Ein eigener Weinraum, in dem sich die Gäste künftig selbst aus der mächtigen Auswahl bedienen sollen, ist noch nicht ganz fertig, die Flaschen aber sind fast alle schon da. Was der Service noch an Routine fehlen lässt, gleicht der Wirt mit zuvorkommender Freundlichkeit mehr als aus, speziell wenn bei ihm angekommen ist, dass die Gäste durchaus vorhaben, sich durch die Karte kosten zu wollen.

Prawn Onion Masala, in zweierlei Saucen servierte, wunderbar knackige Riesengarnelen, schmeckt richtig gut.
Foto: Gerhard Wasserbauer

Dann nimmt er die Sache mit den Bestellungen gern selbst in die Hand und serviert auch Dinge, die gar nicht auf der Karte stehen. Eine wunderbar kurkumawürzige Suppe zum Beispiel, samt einer Garnele, die dick in currywürzigen Backteig gehüllt ist – knusprig, konsistent, köstlich -, eine Art exotisches Krapferl mit Shrimpsfülle.

Oder eine mit Gemüse und Getreide gefüllte Hühnerbrust in cremig-milder Sauce, bei der das Vertrauen in die Chef-Auswahl nicht ganz so belohnt wird: Die Fülle ist gar dicht und körnig, das umliegende Fleisch nicht übermäßig saftig, hätte man sich sparen können.

Leber und Ananas

Anderes, wie Prawn Onion Masala von der Vorspeisenkarte, in zweierlei Saucen servierte, wunderbar knackige Riesengarnelen (siehe Bild), schmeckt richtig gut. Auch die Sauce, von der die gebratene Hühnerleber umspielt und mit frischen Ananasstücken akzentuiert wird, kann etwas.

Dass die Leber durchgebraten sein muss, bis sie grieslig wird, ist der Küchentradition des Subkontinents geschuldet. Man möchte raten, sich da ein wenig an europäische Vorlieben anzupassen – beim Chilieinsatz etwa ist das nie ein Problem.

Raraa Chicken, in einer wuchtigen Salsa aus Tomaten, Zwiebel, Ingwer, Curryblättern, ist dafür die reine Freude. Lamm Hydarabady in Minz-Curry gerät wunderbar dicht, auch die Naans (mit Bockshornklee!) und knusprigen Parathas sind gut.

Bei Chicken Tikka aus dem Tandoor, auf einer heißen Eisenplatte mit kurz gebratenem Kraut serviert, gibt's allerdings Nachbesserungsbedarf: zu trocken, aggressiv rauchig, insgesamt recht eindimensional abgeschmeckt.

Und hinterher? Empfiehlt sich das kraftvoll mit Kardamom gewürzte Parfait Kulchi ebenso wie der wunderbar sanfte Mandelmilchreis Kheer. (Severin Corti, RONDO, 8.11.2019)

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