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Der Reporter Oliver Schröm hatte jahrelang über ein europaweites Steuerhinterziehungs-Netzwerk recherchiert, unter anderem mit Hilfe eines Informanten bei der Basler Privatbank Sarasin.

Foto: Reuters / Wiegmann

Die Schweizer Justiz ermittelt nicht länger gegen den deutschen Investigativ-Journalisten Oliver Schröm. Der Reporter hatte jahrelang über ein europaweites Steuerhinterziehungs-Netzwerk recherchiert, unter anderem mit Hilfe eines Informanten bei der Basler Privatbank Sarasin. Die Bank warf ihm daraufhin Anstiftung zum Geheimnisverrat vor. Nun habe er die Einstellungsverfügung der Zürcher Staatsanwaltschaft erhalten, teilt Schröm auf seinem Blog mit.

Schröm hatte als Reporter beim Magazin "Stern" und danach mit seinem eigenen Recherche-Team Correctiv ein umfangreiches Steuerhinterziehungs-Netzwerk aufgedeckt, mit dem mehrere europäische Staaten um mehr als 50 Milliarden Euro an Steuereinnahmen geprellt worden sein sollen. Das System namens Cum-Ex beruhte darauf, dass Aktionäre mit verschachtelten Transaktionen rund um den Dividenden-Stichtag sich Kapitalgewinnsteuern rückerstatten ließen, die sie gar nie bezahlt hatten. Die Recherche von Correctiv wurde im Oktober 2018 in rund 20 europäischen Medien veröffentlicht, darunter die "Zeit", "Le Monde" und "La Repubblica", und lösten umfangreiche Ermittlungen gegen die Aktienhändler und ihre Auftraggeber aus. In Bonn hat kürzlich der erste Prozess in der Sache begonnen.

Dass auch gegen Schröm selber ermittelt wurde, erfuhr der Reporter bloß durch Zufall. Er war im November 2018 zu einem Journalistenkongress der Zürcher Fachhochschule ZHAW eingeladen worden und erhielt kurz zuvor den Tipp, besser nicht in der Schweiz zu erscheinen. Sein Referat hielt er dann via Skype aus Deutschland. (Klaus Bonanomi aus Bern, 5.11.2019)