E-Bikes sorgen weiter für Diskussionen in den Bergen.

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Innsbruck/München – Der Deutsche Alpenverein (DAV) ist mit fast 1,3 Millionen Mitgliedern der größte Bergsportverein der Welt. Heuer feierte er seinen 150. Geburtstag und nahm die Jahreshauptversammlung zum Anlass, um sich wieder einmal dem Trend zum E-Mountainbike zu widmen. Und zwar "kritisch", wie es im offiziellen Wording heißt. Künftig werde man zwischen Mountainbikes und Berg-Pedelecs (so nennt man E-Mountainbikes beim DAV) unterscheiden. Der Verein fürchtet zunehmenden Andrang auf den Bergen. Besonders durch E-Mountainbikes würden Radler Höhenregionen erreichen, für die sie konditionell nicht ausreichend vorbereitet sind.

Die Sektion München des DAV denkt nun laut über ein generelles Radfahrverbot in den Bergen nach.
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Während nun gewöhnliche Mountainbikes geduldet bleiben, will man den E-Mountainbikes mit Vorbehalten begegnen – etwa indem man den Fahrern untersagt, auf Schutzhütten des DAV ihre Akkus aufzuladen. Die größte Sektion im DAV, jene aus München, hat dieses Verbot auf ihren Hütten bereits eingeführt. Laut Beschluss von Ende Oktober 2018 sollen das alle DAV-Hütten so handhaben: "Die Hauptversammlung appelliert an die Sektionen, das Aufladen von Akkus auf ihren Hütten zu untersagen." Immerhin 71 Prozent der Delegierten unterstützten diese Idee.

Münchner wollen Mountainbiken generell "beschränken"

Die Münchner Sektion möchte indes schon einen Schritt weiter gehen. Ihr Vorsitzender Günther Manstorfer will "Beschränkungen" einführen, die Radfahrern generell verbieten, gewisse Routen oder Gebiete am Berg zu nutzen. Manstorfer spricht dabei von "Lenkungsmaßnahmen", um die man angesichts des Andrangs nicht herumkommen werde. Und weil es aus seiner Sicht zu schwierig ist, zwischen Mountainbikern und Berg-Pedelec-Fahrern zu unterscheiden, sollen die Fahrverbote für beide gelten.

Dass ausgerechnet jener Verein, der mit seiner Wege- und Hütten-Infrastruktur die Berge erst zum massentauglichen Freizeitpark gemacht hat, nun unliebsame Gruppen aussperren will, ruft Kritiker auf den Plan. Die kommen, wenig verwunderlich, aus den Reihen der Radfahrer, die sich ungerecht behandelt fühlen. So verweist die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) auf das friedliche Miteinander, das problemlos möglich sei, wenn sich beide Seiten aufeinander zubewegen und Rücksicht nehmen. Ein Zugang, den etwa auch das Land Tirol mit seiner Kampagne "Bergwelt Tirol – miteinander erleben" gewählt hat.

Doch es gibt durchaus auch Unterstützung für die Positionen des DAV. So sprach sich der Bund Naturschutz unter dem Titel "Bergsport darf kein Motorsport werden" klar gegen E-Mountainbikes aus. Denn der "Lift unterm Hintern" ermögliche es ungeübten Radfahrern, in entlegene Bergregionen vorzustoßen, die sonst für sie unerreichbar blieben.

Hüttenwesen und Wege überdenken

Dem widerspricht die DIMB in ihrer ausführlichen Stellungnahme: "Wer sensible Hochlagen beruhigen will, muss über die allgemeine Wegführung, vorhandene Liftanlagen oder das Hüttenwesen nachdenken. Radfahrer mit Pedelecs kommen selten in diese Regionen, da dies sehr gute Kondition und entsprechendes Fahrkönnen voraussetzt sowie die Akkukapazität begrenzt ist. Oft finden sich im hochalpinen Raum auch Tragepassagen, die mit den schweren Pedelecs kaum zu bewältigen sind."

Entgegen den Befürchtungen sei eine Zunahme des Verkehrs mit Pedelecs nur "in den unteren Hanglagen ab dem Talboden" zu erwarten. Diese Regionen würden jedoch heute schon durch die Alm- und Forstwirtschaft intensiv genutzt, argumentiert die DIMB. Weder für Pedelecs noch für klassische Mountainbikes bestehe in der Fläche die Notwendigkeit neu zu schaffender Infrastruktur. Im Gegenteil, so die DIMB: "Die vorhandenen Wege können mitgenutzt werden für die zumeist ab der Haus- oder Hoteltür beginnenden Touren. Damit wird der Naturraum vom Kfz-Verkehr entlastet. Das Pedelec ist damit ein wichtiger Baustein zum angestrebten naturverträglichen Ganzjahrestourismus."

Der Österreichische Alpenverein hat sich zu diesem Thema bisher nicht in dieser Klarheit geäußert. (Steffen Arora, 6.11.2019)