Am Gipfel des Vema wachsen Kelpwälder.
Foto: APA/AFP/GREENPEACE/RICHARD BARNDEN

London – Mitten im Nirgendwo des Südatlantiks – 1.000 Kilometer nordwestlich von Kapstadt – liegt der Tiefseeberg Vema, benannt nach dem Schiff, von dem aus er 1959 entdeckt wurde. Vermutlich vor einigen Millionen Jahren durch einen vulkanischen Hotspot entstanden, präsentiert er sich heute als kegelförmige Struktur mit flacher Spitze, die aus über viereinhalb Kilometern Tiefe emporragt.

An seiner höchsten Stelle liegt der Vema nur 26 Meter unter der Meeresoberfläche. Seine oberen Bereiche können also von den Sonnenstrahlen noch erreicht werden und bieten daher einen guten Lebensraum für die verschiedensten Arten von Pflanzen und Tieren.

Die über 30 Zentimeter langen Tristan-Langusten waren lange Zeit eine begehrte Beute – das wäre ihnen beinahe zum Verhängnis geworden.
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Aktuell ist dort das Forschungsschiff "Arctic Sunrise" von Greenpeace vor Ort, um die Lebensräume am und um den Berg zu erkunden. Dabei berichten die Forscher von einer gemischten Bilanz. Das Positive zuerst: "Wir sind überrascht, so viele Tristan-Langusten zu sehen", berichtet Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack.

Die Krebstiere galten dort bereits 1981 wegen Überfischung quasi als ausgelöscht – insbesondere durch Grundfischerei, bei der der Köder mit Hilfe eines Gewichts am Gewässergrund festgehalten wird. Doch obwohl diese Methode erst 2007 am Vema verboten wurde, hat die Maßnahme noch etwas genützt: Nun hat sich der Bestand der Tiere den Naturschützern zufolge wieder etwas erholt.

Die Kehrseite

Alles andere als positiv ist die Bilanz leider, was den Plastikmüll betrifft. Auch in dieser abgelegenen Region fanden die Forscher Plastkmüll, unter anderem alte Fischernetze und Fallen. Rund zehn Prozent des Plastikmülls in den Ozeanen gehen den Umweltschützern zufolge auf zurückgelassenes Fischereigerät zurück. Jedes Jahr werden laut Greenpeace geschätzt 640.000 Tonnen Netze und andere Ausrüstung in den Meeren zurückgelassen.

Zugleich sei Fischfangausrüstung "die tödlichste Art" von Plastikmüll in den Ozeanen, weil sie dafür entworfen ist, Meerestiere zu fangen und zu töten. Die Regierungen der Welt müssten handeln und "die zu wenig regulierte Fischereiindustrie wegen ihres gefährlichen Mülls zur Verantwortung ziehen", forderte Louisa Casson von Greenpeace. Dem Bericht zufolge bleiben etwa sechs Prozent aller genutzten Netze, neun Prozent aller Fallen und 29 Prozent aller Langleinen als Müll im Meer. Durch diesen achtlos entsorgten Abfall würden Meerestiere noch über Jahre hinweg getötet oder verstümmelt. (jdo, APA, 7. 11. 2019)