Roland Schmid

Foto: IMMOunited GmbH

Wien – Das Rennen um das Präsidentenamt beim SK Rapid Wien nimmt Fahrt auf. Mit Roland Schmid präsentierte sich am Mittwoch der Herausforderer. Der Selfmademillionär umriss in seiner gerammelt vollen Loge im Allianz-Stadion seine Pläne, sollte er am 25. November die Zustimmung der Vereinsmitglieder erhalten. Es kündigt sich eine Kampfabstimmung gegen die Liste von Martin Bruckner an.

Schmid hatte vergangene Woche den Zusammenschluss seiner Liste mit jener von Robert Grüneis vermeldet. Auf ihrer Agenda steht eine neue Akademie an erster Stelle. Rapids Profikader soll nach einer fünf Jahre dauernden Aufbauphase eine Eigenbauspieler-Quote von 50 Prozent haben. Das Budget für den Nachwuchs, das aktuell 2,5 Millionen Euro betragen soll, soll auf sechs Millionen aufgestockt werden. 20 Prozent des nationalen Budgets (ohne Europacup-Einnahmen) sollen demnach in die Jugend fließen.

Dem sportlichen Bereich "alles" unterordnen

Insgesamt will Schmid dem sportlichen Bereich "alles" unterordnen. "Wir wollen wieder vom Wirtschaftsbetrieb weg hin zum Sportverein", betonte der 43-jährige Unternehmer (Immo United). Auf Nachfragen wenig später stellte er ebenso wie der als Vizepräsident kandidierende Allianz-Vorstand Christoph Marek aber klar: Ohne eine wirtschaftliche Basis werde es nicht gehen. Gedacht wird groß. So sei auch eine in einem Konzept errechnete Budgetgröße von 60 Millionen Euro eine "Benchmark, die wir uns zutrauen". Inkludiert sind dabei Transfererlöse wie auch ein erfolgreiches internationales Abschneiden.

Im Prater soll eine Akademie entstehen, die es auch mit Salzburgs Projekt in Liefering aufnehmen soll. "Wir wollen den Nachwuchs auf ein neues Level heben und mit internationalen Standards arbeiten", sagte der ehemalige Handball-Teamspieler Conny Wilczynski. Auch er hat einen Platz im Team von Schmid. Weiters stehen etwa der Unternehmer Max Kindler (Legal Tech), AK-Präsidentin Renate Anderl und DDSG-Geschäftsführerin Barbara Forsthuber auf der Liste.

"Unterstützer" Andreas Herzog und Michael Tojner

Als "Unterstützer" für das Konzept werden Andreas Herzog und Investor Michael Tojner genannt. Tojner soll dem Vernehmen nach acht Millionen Euro für den Bau der Akademie bereitstellen. Der Unternehmer, der selbst mit einer Kandidatur geliebäugelt hatte, werde aber kein Investor, sondern nur Sponsor sein, stellte Schmid klar. Generell sei es "kein Ziel, Investoren an Bord zu holen".

Starker Mann im sportlichen Bereich soll Zoran Barisic bleiben. Unter dem Sportgeschäftsführer sollen der Akademieleiter und der Trainer der Profis künftig auf einer Ebene stehen. Die Zukunft von Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek scheint unklar, auch wenn Schmid "zum jetzigen Zeitpunkt" ausschloss, dass der Posten im Fall seiner Wahl neu ausgeschrieben wird. Peschek stehe aktuell nicht zur Diskussion.

Gespräch mit den Fans

Mit den Fans will Schmid das Gespräch suchen. Der Block West, also jener harte Kern, der für manche Beobachter zu viel Einfluss auf die Klubführung ausübt, sei als wichtige Interessenvertretung von Rapid "ernst zu nehmen". "Aber wir wollen dem Verein nicht schaden. Daran sollte sich der Block West auch halten", meinte Schmid. Er kündigte auch ein neues Gesprächsklima mit den Interessenvertretern der Bundesliga an, wobei er von einer gewissen "Überheblichkeit" sprach, die Rapid derzeit umwehe.

Am 25. November wird bei der ordentlichen Hauptversammlung der Nachfolger von Michael Krammer erstmals in Rapids 120-jähriger Geschichte in einer Kampfabstimmung gewählt, nachdem das sechsköpfige Wahlkomitee am Montag beide Listen zur Abstimmung zuließ. Dafür hatten sich auch Rapid-Legenden wie Hans Krankl, Michael Konsel, Peter Pacult, Kurt Gager und Ernst Dokupil starkgemacht.

Gegenkandidat Bruckner

Martin Bruckner will als Kandidat der aktuellen Präsidentschaft den eingeschlagenen Weg weitergehen. Der unter Krammer als Finanzreferent werkende 54-Jährige gab gegenüber der "Krone" vom Mittwoch Einblick in seine Strategie, die vor allem auf dem bisher Erreichten aufbauen will. "Vor sechs Jahren galt der Bau eines Stadions als Vision. Jetzt jammern dieselben Leute, dass wir beim Trainingszentrum so lange brauchen. Das sollte man bedenken. Jedes Wachstum braucht Struktur, man muss in den größeren Anzug erst reinwachsen", sagte Bruckner.

Der Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG steht dem Engagement Tojners skeptisch gegenüber. Auch die aktuelle Klubspitze wolle in puncto Trainingszentrum eine große Variante. "Ich weiß, dass der Umbau in Etappen gut ist. Ohne sich zu überheben, sich in eine Abhängigkeit zu begeben. Wir verkaufen uns nicht, bleiben der Herr im Haus", merkte Bruckner an. In seinem Präsidium säßen neben Vizepräsident Nikolaus Rosenauer auch Philip Newald (Tipp 3) als Finanzreferent, für den Sport wären der Ex-Rapidler Gerald Willfurth und Ex-Skirennläuferin Michaela Dorfmeister zuständig. Auch Ex-Formel-1-Teamchefin Monisha Kaltenborn (Sauber) steht auf der Liste. (APA, 6.11.2019)