Im Kunstraum zu sehen: Krauss' dünnhäutiges "Selfportrait as child" (2017).

Foto: Clemens Kraus / Bernd Borchardt

Kommt das Publikum nicht zur Kunst, kommt die Kunst eben zum Publikum: So könnte man das verstehen, wenn das Wiener Kollektiv God's Entertainment mit einer Gallery to go im Lastwagen unterwegs ist. Grundsätzlich geht es bei dem schon bei der Vienna Art Week erprobten Dockingmodell aber weniger um das Erschließen neuer Besucherschichten als vielmehr um das Öffnen alternativer Räume für die Kunst. Wovon man im diesbezüglich eher verhaltenen Innsbruck immer ein paar Exemplare gebrauchen kann.

Wege zur Kunst

Andocken werden God's Entertainment zunächst an die alte Walde-Seifenfabrik, wo mit dem Soap Room die Schaltzentrale der Biennale Innsbruck International beheimatet ist. Ein adäquater Ort, um die 21. Ausgabe der Premierentage (7. bis 9. 11.) zu eröffnen. Das Vermittlungsprogramm fürs Zeitgenössische hat sich mit den Jahren vom Vernissagenmarathon eher in Richtung Diskurs und Performance mit anschließendem Partyprogramm entwickelt. Heißt konkret: Die Szene versteht es, (sich) zu feiern, zeigt aber auch jene "Wege zur Kunst" auf, die der Untertitel der Veranstaltung verspricht.

Genregrenzen gibt es dabei kaum mehr, die österreichische Musikerin Marie Spaemann bestreitet das Eröffnungskonzert, als neuer Außenposten bringt sich die Swarovski-Manufaktur in Wattens ins Spiel, wo am 7. November der Designtheoretiker Friedrich von Borries unter dem Titel "Weltentwerfen" jene politische Designtheorie darlegt, die zuletzt auch seine Ausstellung in der Münchener Pinakothek bestimmt hat. Künstlerische Weltentwürfe, etwa von Sofia Dona im Kunstpavillon oder Michael Kienzer in der Galerie Thoman, werden diskutiert. Spannung verspricht der Nollywood Horror in der Galerie A4: Gezeigt werden handgemalte Werbeposter aus der Filmindustrie Westafrikas. (Ivona Jelcic, 7.11.19)