Menschen mit Blutgruppe Null erkranken seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unter Magenbeschwerden leiden sie dagegen häufiger. Bei Menschen mit der Blutgruppe AB ist hingegen der Blutdruck seltener erhöht.

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In Japan gelten Menschen mit Blutgruppe Null als neugierig und großzügig, aber auch als hartnäckig. Menschen mit Blutgruppe AB wird dagegen eine künstlerische Ader nachgesagt. Sie sollen mysteriös und unberechenbar sein. Die Bedeutung der eigenen Blutgruppe ist in Japan so verbreitet wie hierzulande Horoskope, heißt es von Experten der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI).

"Solche Aussagen entbehren natürlich jeder wissenschaftlichen Grundlage, denn Blutgruppen sagen nichts über den Charakter aus", so Hermann Eichler von der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar. Der Blutgruppe Null ist jedoch tatsächlich eine Besonderheit zuzusprechen: Die roten Blutkörperchen dieser Spender können in der Regel an jeden Menschen transfundiert werden, egal welche AB0-Blutgruppe er geerbt hat. "Sie sind sogenannte Universalspender", so der Experte.

Begehrte Blutspender

Auch die Blutgruppe AB unterscheidet sich von anderen Gruppen. Diese Tatsache ist jedoch keine Frage des Charakters, sondern der Gene. Genau genommen ist es das AB0-Gen. Es bestimmt, ob auf den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) die Eigenschaft A oder B vorhanden ist. Fehlen beide Anlagen, liegt die Blutgruppe Null vor. Null macht die Erythrozyten unangreifbar für solche natürlichen Antikörper, die gegen die Eigenschaften A oder B gerichtet sind. Darum sind Menschen mit Blutgruppe Null als Blutspender begehrt.

Als Empfänger sind Menschen mit Blutgruppe Null jedoch "wählerisch". In ihrem Blut sind Antikörper gegen die Merkmale A und B vorhanden, die die Erythrozyten dieser Blutgruppen erkennen und sich an sie binden mit der negativen Folge einer Zerstörung dieser Blutzellen. Menschen mit Blutgruppe Null können deshalb nur Blut der eigenen Blutgruppe erhalten. Im Unterschied dazu führt die Blutgruppe AB dazu, dass der Träger ein Universalempfänger ist. Im Bedarfsfall können Menschen mit dieser Blutgruppe Erythrozyten jeder AB0-Blutgruppe erhalten.

Blutgruppe und Ernährung

Auch um den Zusammenhang der Blutgruppe und der Ernährung ranken sich viele Mythen. In den USA landete ein Naturheilkundler vor Jahren einen Bestseller mit einem Buch über die "Blutgruppendiät" – eine Methode, die auch in hierzulande Anhänger fand. "Die Blutgruppe hat auf den Diäterfolg keinerlei Einfluss", klärt Eichler auf. Die besagte Diät gibt beispielsweise vor, dass Menschen mit Blutgruppe Null als Höhlenbewohner-Typ mehr Fleisch benötigen als andere. "Diese Aussage ist wissenschaftlich nicht belegt. Es gibt auch keinen Grund, warum Menschen mit Blutgruppe A sich vegetarisch ernähren und Menschen mit Blutgruppe B Milchprodukte bevorzugen sollten", so der Experte.

Unterschiedliches Risiko

Ganz ohne Einfluss auf die Gesundheit sind die Blutgruppen dennoch nicht: So erkranken Menschen mit Blutgruppe Null seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Unter Magenbeschwerden leiden sie dagegen häufiger als die anderen Blutgruppen-Typen. Bei Menschen mit der Blutgruppe AB ist der Blutdruck seltener erhöht. Bei Menschen mit Blutgruppe B kommt es seltener zu Infektionen mit Noroviren, ihr Risiko, sich mit Malaria zu infizieren, ist jedoch etwas erhöht. "Die Ursachen für diese möglichen Anfälligkeiten beziehungsweise Widerstandsfähigkeiten bei bestimmten Krankheiten sind aktuell nicht bekannt", sagt Eichler.

Die Blutgruppeneigenschaften sind jedoch nicht nur auf den Erythrozyten, sondern auf den meisten Zellen des Körpers vorhanden. Sie beeinflussen damit möglicherweise die Bindung von Krankheitserregern und den Stoffwechsel. Auch eine Auswirkung auf das Krebswachstum ließe sich so erklären, sagt der Mediziner: "Die Krankheitsrisiken sind jedoch gering und Unterschiede in der Lebenserwartung deshalb kaum zu erwarten." (red, 7.11.2019)