Am Donnerstag und Freitag sollen wegen des Streiks an die 1.800 Lufthansa-Flüge ausfallen.

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Berlin – Bei der AUA-Mutter Lufthansa hat in der Nacht auf Donnerstag der Streik der Flugbegleiter begonnen. Deshalb fallen am Donnerstag und Freitag voraussichtlich 1.300 Flüge aus, 180.000 Passagiere sind betroffen. Der Streik habe wie angekündigt um Mitternacht begonnen, sagte ein Sprecher der Flugbegleitergewerkschaft Ufo.

Es ist fast so schlimm wie erwartet: Der Gewinn der AUA bricht nach neun Monaten um 85 Prozent ein, jetzt verordnet die Lufthansa eine heftige Diät.
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Gegen Mittag erklärte die Lufthansa-Spitze, zu einer Teilnahme an der tags zuvor von der Ufo vorgeschlagenen Schlichtung bereit zu sein. Lufthansa-Chef Carsten Spohr deutete zudem an, dass die Lufthansa das rechtliche Vorgehen gegen die Tariffähigkeit der Gewerkschaft aufgeben könnte. "Wir sind zuversichtlich, auf dem Weg zu einer Schlichtung auch einen Weg zu finden, die bestehenden rechtlichen Fragen zu überwinden", sagte Spohr. Wie unterdessen der anhaltende Rückgang des Betriebsgewinns im dritten Quartal zeigt, käme für die mit einem harten Preiskampf in Europa beschäftigte Airline ein langer, teurer Streik zur Unzeit.

Ufo reagierte zurückhaltend auf Spohrs Worte. Gewerkschaftssprecher Nicoley Baublies erklärte am Münchener Flughafen, man nehme ein Angebot zu Gesprächen am Wochenende an und werde danach entscheiden, ob man in konkrete Schlichtungsverhandlungen trete. "Wir werden diesen Versuch machen. Wir wissen noch nicht, ob er erfolgreich ist." Lufthansa und Ufo liegen schon seit rund einem Jahr im Streit.

Auch Destination Wien betroffen

Von und nach Wien fallen wegen des Streiks 13 Lufthansa-Flüge aus, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann. Betroffen sind demnach die Destinationen München mit sechs Flügen (drei hin, drei zurück) und Frankfurt mit sieben (vier hin, drei zurück). Die übrigen sieben Lufthansa-Flüge, die für Donnerstag geplant sind, würden aus derzeitiger Sicht durchgeführt, so der Sprecher. Das betrifft zwei Flüge von/nach München und fünf Flüge von/nach Frankfurt.

Weil an den Drehkreuzen München und Frankfurt viele Maschinen am Boden bleiben, fällt auch ein Großteil der lukrativen Überseeflüge aus. Die Lage an den großen Airports blieb Donnerstagvormittag aber ruhig, weil viele Passagiere frühzeitig umgebucht oder den Zug genommen haben, wie die Airline und mehrere Flughäfen berichteten.

Die Lufthansa war am Mittwochabend vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht mit dem Versuch gescheitert, die Arbeitsniederlegungen noch zu stoppen. Zuvor hatte das Arbeitsgericht Frankfurt am Main einen Eilantrag der Lufthansa auf eine einstweilige Verfügung zurückgewiesen.

Weitere Streiks möglich

Die Gewerkschaft Ufo, die zu dem Streik aufgerufen hatte, fordert für die rund 21.000 Lufthansa-Flugbegleiter höhere Spesen und Zulagen sowie den besseren Zugang für Saisonkräfte in reguläre Anstellungsverhältnisse. Ufo kündigte eine Ausweitung des Arbeitskampfes auf bis zu vier weitere Flugbetriebe mit deutschem Tarifrecht an. Davon könnten vor allem Eurowings-Flüge betroffen sein.

Streit um Status

In dem gesamten Konflikt geht es hauptsächlich um die vom Konzern aufgeworfene Frage, ob Ufo überhaupt noch Tarifverträge für das Kabinenpersonal durchsetzen kann. In einem ersten Warnstreik bei den vier Tochter-Flugbetrieben hatte Ufo am 20. Oktober mehr als 100 Flüge ausfallen lassen. Damals hatte der Lufthansa-Konzern keinen Ersatzflugplan erstellt. Der letzte reguläre Ufo-Streik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft datiert aus dem Jahr 2015 und war mit einer Woche Dauer der längste der Unternehmensgeschichte. (APA, 7.11.2019)