Bei der AUA wird nach einem kurzen Höhenflug wieder kräftig gespart. Hunderte Jobs sollen gestrichen werden. Die AUA beschäftigt derzeit 7.038 Mitarbeiter, vor einem Jahr waren es noch 7.104.

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Wien – Es kommt wie befürchtet: Die AUA muss sich wohl von ihrem Ziel, heuer einen Gewinn zu schreiben, verabschieden. Viel war ohnehin nicht erwartet worden, doch man wollte es zumindest knapp in die schwarzen Zahlen schaffen. Daraus wird nun wohl nichts. Man könne rote Zahlen im Gesamtjahr 2019 nicht mehr ausschließen, formuliert es AUA-Finanzchef Wolfgang Jani Donnerstagfrüh vorsichtig. Auch 2020 drohen Verluste. AUA-Chef Alexis von Hoensbroech gibt Kampfesparolen aus: "Wir kämpfen um die schwarze Null."

Es ist fast so schlimm wie erwartet: Der Gewinn der AUA bricht nach neun Monaten um 85 Prozent ein, jetzt verordnet die Lufthansa eine heftige Diät.
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Es ist die Vorbereitung auf das erwartete Sparpaket. Die Zahlen waren Ende vergangener Woche durchgesickert. Von 100 Millionen war die Rede. Nun kommt es tatsächlich fast so dick: Die Rückkehr in die Gewinnzone will die Lufthansa-Tochter durch ein 90 Millionen Euro schweres Sparpaket schaffen. Von den insgesamt 7.000 Jobs bei der AUA werden nun 700 bis 800 gestrichen – möglichst über natürliche Fluktuation, wie es heute bei einer Pressekonferenz in Schwechat heißt.

Bis Jahresende will der AUA-Vorstand die Pläne zum Stellenabbau ausarbeiten und dann mit dem Betriebsrat darüber sprechen. Erst dann sei klar, ob es Sozialmaßnahmen brauche. Betroffen ist das ganze Unternehmen, fliegendes Personal und Bodenpersonal inbegriffen. Über mögliche Kündigungen will man derzeit nicht sprechen.

ORF-Journalistin Katja Winkler spricht über die geplanten Einsparungen bei der AUA.
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Flottenverjüngung

Das Sparprogramm umfasst eine Vielzahl an Maßnahmen, eine davon ist die bereits angekündigte Verjüngung der Flotte: 18 Dash-Turboprops werden sukzessive durch zehn Airbus A320 ersetzt. Das kostet zunächst Geld, hilft aber langfristig. Denn neue, größere Flieger fassen mehr Passagiere, brauchen weniger Personal, Kerosin und Wartung. Des Weiteren sollen Tätigkeiten zentralisiert und die Automatisierung vorangetrieben werden.

Verständnis für den Wettbewerbsdruck, aber Kritik an den Sparmaßnahmen äußerte die Gewerkschaft Vida: "Der Lufthansa-Konzern zählt zu den profitabelsten Unternehmen in Europa mit derzeit 2,5 Milliarden Euro Gewinn im Jahr. Die Aktionäre bekommen mehr Geld, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Konzerntochter AUA müssen dafür bluten", sagt der Vorsitzende des Fachbereichs Luftfahrt, Daniel Liebhart. Auch die Arbeiterkammer Niederösterreich will um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Sie kündigte zudem Unterstützung für die Betroffenen an.

Billigflieger-Schwemme

Janis Erklärung für die Misere fällt erwartbar aus: "Die Billigflieger-Schwemme und die gestiegenen Kerosinkosten drücken auf die Ticketpreise und somit auf unser Ergebnis", so der Finanzvorstand. Anstelle des von Alexis von Hoensbroech zunächst verordneten Fitnessprogramms von 30 Millionen Euro sollen nun die Personal- und Sachkosten bis Ende 2021 jährlich um 90 Millionen gesenkt werden.

Dass von Hoensbroech es mit dem Sparen ernst meint, wurde spätestens Anfang des Jahres klar. Mit seiner Ankündigung, künftig Verbindungen von Flughäfen abseits von Wien nach Deutschland aufzugeben und die Crew-Basen in Altenrhein, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz und Salzburg zu schließen, hat sich der 48-jährige Manager ziemlich viel Ärger eingehandelt. Von einem schweren Schlag für die betroffenen Bundesländer sprach etwa Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Das Angebot an die betroffenen rund 200 Mitarbeiter, nach Wien umzusiedeln, bezeichnete er gar als "Erpressung". Mittlerweile ist die Sache gegessen. So übernimmt etwa die Lufthansa in Graz und Salzburg.

Ausreichend war das bei weitem nicht: Die Hoffnung, der zuletzt immer aggressiver auftretenden Billigkonkurrenz mit billigen Tickets zu kontern, erfüllte sich nicht. Ryanair drückt mit der Tochter Laudamotion in Wien ebenso kräftig aufs Gas wie die ungarische Wizzair. Beide haben zuletzt angekündigt, in Wien schneller expandieren zu wollen als ursprünglich angekündigt.

Ryanair-Chef Michael O'Leary will die AUA in fünf Jahren überholt haben. Wizzair hat die feste Absicht, Ryanair zu überholen, Ryanair und die Lufthansa liefern sich einen Kampf um die Vorherrschaft an Europas Himmel. Das sind nur einige der Fronten in einem Markt, der mit Überkapazitäten kämpft.

Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben

Eine der Auswirkungen in Wien: Nach neun Monaten ist der bereinigte operative Gewinn (Ebit) bei der AUA um 85 Prozent von 110 auf 17 Millionen Euro eingebrochen. In den Sommermonaten, dem dritten Quartal, lag das Ergebnis bei 70 Millionen, 33 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Während die Erlöse in den ersten drei Quartalen um zwei Prozent auf 1,696 Milliarden Euro sanken, stiegen die Kosten um vier Prozent auf 1,679 Milliarden. Die Kerosinrechnung alleine ist den Angaben zufolge heuer bisher um 47 Millionen Euro höher ausgefallen, das ist ein Anstieg um 14 Prozent.

Dass die Lufthansa ihre Wiener Tochter fester an die Kandare nehmen wird, war zu erwarten. Denn die AUA-Mutter schreibt zwar einen Milliardengewinn, aber dieser schrumpft. Neben der AUA legt die Lufthansa wegen des anhaltenden Gewinnschwunds auch bei der Brussels Airlines sowie im Frachtgeschäft ein Sparprogramm auf.

Da das Marktumfeld immer schwieriger werde, müssten die Gesellschaften mit geringem Gewinn oder Verlust ihre Leistung verbessern, erklärte Finanzchef Ulrik Svensson am Donnerstag. Das Lufthansa-Ergebnis vor Steuern und Zinsen sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. (rebu, red, 7.11.2019)