Vor ein paar Tagen hat Maria erfahren, dass sie Oma wird. Überraschend war diese Nachricht, aber sie freut sich mit ihrem Sohn und dessen Lebensgefährtin. Nun tauchen viele verschiedene Gedanken und Gefühle auf und bringen Marias Welt ein bisschen in Unordnung. Da sind die Erinnerungen an die eigene Schwangerschaft, daran, wie es damals mit dem Baby, einem Sorgenkind, war. Es tauchen Ängste auf, ob mit dem Enkelkind alles in Ordnung sein wird oder wie die jungen Eltern das finanziell meistern werden. Und zusätzlich beginnt Maria zu überlegen, was für eine Oma sie sein möchte.

Silvia und Moritz genießen seit kurzem ihr Leben zu zweit, die Kinder sind aus dem Haus, und sie können endlich ihre Freizeit gestalten, wie sie sich das immer vorgestellt haben. In wenigen Wochen wird ihr ältester Sohn sie erstmals zu Großeltern machen. Natürlich freuen sie sich auf das Enkelkind, gleichzeitig hat vor allem Silvia bereits klargemacht, dass sie nicht rund um die Uhr und jederzeit als Babysitterin zur Verfügung stehen will.

Anna, 16, hat ihren Eltern gerade eröffnet, dass sie schwanger ist. Die Eltern sind aus allen Wolken gefallen. Doch nach dem ersten Schock steht für sie fest, dass sie ihre Tochter, so gut sie können, beim Muttersein unterstützen werden.

Großelternrolle

Sobald klar ist, dass das eigene Kind Nachwuchs erwartet, beginnt sich vieles zu verändern. Mama und Papa bekommen eine neue Rolle: Sie werden Oma und Opa. Das ganze Familiensystem muss sich neu definieren, wenn eine Generation dazukommt. Es wird nochmals deutlich, dass die eigenen Kinder erwachsen sind, auf eigenen Beinen stehen und die Rolle als Verantwortliche für ein Kind übernehmen werden. Mit der neuen Rolle müssen die zukünftigen Großeltern noch ein Stück mehr den eigenen Kindern die Verantwortung überlassen und ihnen zutrauen, dass sie die neue Aufgabe gut meistern.

Es ändert nichts daran, dass Eltern immer Eltern für ihre Kinder bleiben, dennoch ändert sich das Verhältnis. Es tauchen Gedanken und Ängste aufgrund eigener Erfahrungen während Schwangerschaft, Geburt und mit dem Großziehen der Kinder auf. Und man beginnt über die eigene Sterblichkeit nachzudenken, denn nun gehört man zur älteren Generation, als Oma und Opa ist man alt, und das eigene Lebensende naht.

Eine Oma, die viel Zeit mit den Enkelkindern verbringt, oder doch lieber eine Oma, die ihre eigene Freizeit genießen will? Jede Rolle ist legitim.
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Was für eine Oma, ein Opa will ich sein?

Möglicherweise gibt es bei werdenden Großeltern so etwas wie einen Altersegoismus: "Ich habe selbst Kinder großgezogen. Jetzt ist es genug, jetzt möchte ich meine Freizeit, die mir neben meinem Job bleibt, oder meine Pension genießen. Jetzt möchte ich nicht dauernd für mein Enkelkind da sein. Ich bin zwar an meinen Enkeln interessiert, aber nicht daran, meine Kinder bei jeder Kleinigkeit zu unterstützen." Oder aber die Großmutter versucht, bei jeder sich bietenden Gelegenheit Ratschläge zu erteilen. Manche Omas oder Opas wollen sich ja gerne um die Enkelkinder kümmern, können dies aber aus gesundheitlichen Gründen nicht. "Ich will, aber ich kann nicht, weil ich zu alt oder zu krank bin!"

"Großmütter sind Mütter, die vom lieben Gott eine zweite Chance bekommen!" Dies steht auf einer Spruchkarte und hat für einige werdende Großeltern wohl einen wahren Kern. Und dies gilt ganz sicher auch für Großväter.

Beim Großziehen der eigenen Kinder war neben der vielen Verantwortung, das Beste für die Kinder zu machen, neben Job und Haushalt oft die Zeit das größte Problem. Im Bestreben, alles gut zu machen, wurde mit den Kindern möglicherweise viel geschimpft, Druck ausgeübt, und manchmal blieben einfach schöne gemeinsame Momente auf der Strecke. Großeltern haben den Vorteil eines ganz anderen Zugangs zu den Enkelkindern. Sie können die Enkelkinder verwöhnen und entspannter mit den Kleinen umgehen.

Großeltern als Backup

Auch wenn sich das Bild der Großeltern in den letzten Jahren sehr verändert hat und diese heutzutage meist selbst noch berufstätig sind, können Oma und Opa mitunter einen ganz wichtigen Platz im Leben der Enkelkinder einnehmen.

Sie sind neben den Eltern oft zusätzliche Bezugspersonen. Je nach Vertrauensverhältnis zwischen den Generationen können Großeltern bei kleinen und großen Problemen zum Trösten geeigneter erscheinen und meist tolle Unterstützung geben.

Manchmal nehmen sich Großeltern Zeit, um mit den Enkelkindern zu spielen und Geschichten vorzulesen oder Dinge zu unternehmen, für die die Eltern keine Nerven haben.

Anders als zu Hause

Bei Oma und Opa läuft oftmals vieles anders als bei den Eltern. Großeltern verbieten oder erlauben manchmal Dinge, die anders sind als zu Hause.

Das ist für die Kleinen normalerweise kein Problem und bietet ihnen die Chance zu lernen, dass anderswo andere Regeln gelten als daheim.

Allerdings kann dies unter Umständen zu Spannungen zwischen Großeltern und Eltern führen. Dann hilft nur, darüber zu reden, dem jeweils anderen seine eigene Art und Weise zuzugestehen und auch Kompromisse zu machen.

Das Schöne am Großelternleben

Das Großelterndasein hat den Vorteil, dass man sich nicht mehr um alles, was die Kleinen betrifft, kümmern muss, dass man die Zeit mit den Enkelkindern genießen und diese an die Eltern zurückgeben kann, wenn einem der Lärm oder das Temperament der Kinder zu viel wird.

Ganz sicher lässt sich sagen, dass das Leben mit Enkelkindern die Großeltern zwar vielleicht manchmal fordert, dass es sie aber andererseits körperlich und geistig fit und flexibel halten kann. Schließlich will auch die plötzlich ältere Generation mit den Kleinen mithalten, mit ihnen herumtollen, spielen oder sich in ihrer Welt auskennen.

Ihre Erfahrung?

Welche Gedanken sind Ihnen durch den Kopf gegangen, nachdem Sie erfahren haben, dass Sie Oma oder Opa werden? Wie viel Verantwortung übernehmen Sie als Großeltern für Ihre Enkelkinder? Wie erleben Sie sich in Ihrer Rolle als Oma oder Opa? Wie sehr ist Ihnen das Miteinander der Generationen wichtig? Posten Sie Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 8.11.2019)