Auch ein glücklicher Österreicher würde diese Frage wohl nur in seltenen Fällen ohne Einwände mit Ja beantworten können.

Foto: APA/dpa/Martin Gerten

Wien – Schenkt man dem Volksmund Glauben, geht es den Österreichern gut, solange sie etwas zu jammern haben. Schenkt man der Statistik Austria Glauben, haben die Österreicher auch weiterhin etwas zu jammern. In der aktuellen Studie "Wie geht's Österreich" attestiert das Statistikamt Österreich eine steigende Lebensqualität. Lebenszufriedenheit sowie Bruttoinlandsprodukt (BIP) sind gewachsen, die Arbeitslosigkeit ist gesunken. Österreichs BIP liegt im EU-Vergleich an vierter Stelle. Gute Voraussetzungen, um ein Land bei Laune zu halten.

Diese positive Entwicklung, besonders der materielle Wohlstand, geht allerdings zulasten der Umwelt. "Die gute Bewertung beim Wohlstand bezahlen wir aber mit einer kritischen Bewertung im Bereich Umwelt", sagt Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria, am Mittwoch bei der Präsentation der Studie. Er kritisiert vor allem Ressourcen- und Energieverbrauch sowie die abermals gestiegenen Treibhausgasemissionen. Ein besonderer Problemherd sei der Verkehr. Österreich liege im internationalen Vergleich mit seinem verkehrsbedingten Energieverbrauch von 34,5 Prozent im Zeitraum von 2000 bis 2017 im Spitzenfeld. Der Schnitt liege laut Statistik Austria bei 7,2 Prozent.

Lichtblick Bioanbau

Trotz aller Kritik gab es aber auch beim Thema Umwelt etwas Gutes zu vermelden: Beim Anteil der Bioanbauflächen schneide man hierzulande gut ab. Seit 2000 habe sich der Anteil der biologisch bewirtschafteten Fläche bis 2018 mit 23,2 Prozent fast verdoppelt. Damit könne kein anderes EU-Land mithalten, heißt es seitens der Studienautoren.

Um zu erfragen, "wie es den Österreichern geht", analysiert die Statistik Austria Datensätze, die sich aus dem BIP und einem Indikatorenset aus 30 Schlüsselindikatoren zusammensetzt. "Im Wesentlichen geht es um die drei Säulen materieller Wohlstand, Lebensqualität und Umwelt", erklärt Pesendorfer.

Gewalt nicht gemeldet

Einen elementaren Bestandteil der Lebensqualität bildet das subjektive physische Sicherheitsempfinden. Dem wurde in der Studie ein eigenes Kapitel gewidmet. 9,7 Prozent der Bevölkerung gaben Probleme aufgrund von Gewalt oder Vandalismus in der Wohngegend an – seit 2014 ist dieser Wert stets gefallen. Die Datenauswertung im Bereich der Kriminalität wird durch hohe Dunkelziffern allerdings erschwert.

"Was wir in der Kriminalstatistik sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs", warnte Pesendorfer. Rund ein Viertel der Einbruchdiebstähle werde nicht bei der Polizei gemeldet. Noch größer sei die Dunkelziffer bei Gewalthandlungen. Ungefähr drei Viertel der Personen, die in den vergangenen fünf Jahren zumindest einmal Gewalt mit Körperverletzung erlebt haben, gingen nicht zur Polizei.

Weiters zeigte die Befragung, dass Gewalt gegen Männer deutlich sichtbarer ist und häufiger zur Anzeige gebracht wird. Männer sind eher im öffentlichen Raum von Gewalt betroffen, zwei Drittel der Gewalterfahrungen in privaten Wohnräumen hingegen betreffen Frauen. (red, APA, 7.11.2019)