Es ist eher die Ausnahme, wenn sich eine Uhrenmarke einen namhaften Designer zur Seite nimmt, um an einem neuen Zeitnehmer zu arbeiten. Eine solche Ausnahme ist die Schweizer Firma Rado, die bereits mit Größen wie Konstantin Grcic oder Jasper Morrison Kooperationen eingegangen ist.

Nun hat man sich für die Kollektion "True Thinline Les Couleurs Le Corbusier" einen der ganz Großen geangelt, auch wenn dieser bereits das Zeitliche gesegnet hat. Auch das geht offensichtlich. Der Superstar Le Corbusier (1887 bis 1965) sitzt wegen seiner Bauten, Stadtplanungen, Theorien und vor allem Gebäude an der Tafelrunde der legendärsten Entwerfer.

Institution

Zu Uhren muss er von Kindesbeinen an ein besonderes Verhältnis gehabt haben, ist er doch im schweizerischen La Chaux-de-Fonds geboren, einer der Wiegen der Uhrmacherkunst, wo sein Vater Emaillierer von Uhrengehäusen war und sich Le Corbusier auch selbst während seiner Anfänge mit dem Design von Uhren beschäftigte.

Wer glaubt, Rado schnappte sich für die "True Thinline"-Serie einfach nur einen großen Namen aus der Gestalterwelt – allein 17 Bauten von Le Corbusier gehören zum Unesco-Welterbe -, denkt zu kurz. Die Kollektion beruht auf einer Kooperation mit der Institution "Couleurs Le Suisse" mit Sitz in Zürich.

Rado treibt's jetzt bunt. In neun Farben zu je 999 Stück gibt's die neue Kollektion.
Foto: Hersteller

Form

Die Organisation wacht exklusiv und weltweit über die Lizenzrechte für die vom Designer und Architekten erfundene Farbpalette "Polychromie Architecturale". Diese benamst ein Farbensystem aus über 60 Farbtönen, das nicht wenigen Gestaltern auch heute noch als Nachschlagewerk dient, wenn es darum geht, die richtigen Kombinationen von Farben – für welches Projekt auch immer – auszubaldowern.

Auch diesen Entwerfern ist klar, dass die Wahl der richtigen Farben eine ebenso wichtige Entscheidung ist wie die Form eines Objektes oder Gebäudes. Offensichtlich funktioniert's auch bei Uhren.

Wachsam

Insgesamt brachte Rado neun Uhren in einer limitierten Serie von 999 Stück pro Farbe heraus, wobei die Zeiger der Quarzuhren in derselben Farbe wie die Zifferblätter gehalten sind. Die Anstriche der Zeitmesser tragen Namen wie Iron Grey, Natural Umber, Pale Sienna, Spectaculare Ultramarine oder Slightly Greyed English Green.

Der Gehäuseboden dieses "Uhrenfarbmalkastens" besteht aus Titan, das Monobloc-Gehäuse, wie bei Rado üblich, aus Hightech-Keramik. Dies gilt auch für das Armband, das sich in drei Reihen anordnet. Über die Ladentheke geht die neue Uhr mit den Abmessungen 39 mal 43,4 mal 5 Millimeter um 2030 Euro.

Wer bei dem Projekt an einen Marketingschmäh denkt, darf das tun. Es lässt einen auf jeden Fall über etwas nachdenken, was nicht selten auf der Strecke bleibt: das Thema Farben. Was der Meister selbst zu den Uhren sagen würde, ist eine andere Frage. (Michael Hausenblas, RONDO exklusiv, 3.1.2020)