Elisabeth Köstinger (zweite von links) nach einem Sondierungsgespräch.

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Irgendein Politberater hat vor hundert Jahren die These aufgebracht, dass man im Fernsehen immer lächeln muss, um sympathisch zu wirken. Dann sei es nämlich auch völlig egal, ob man einen kompletten Blödsinn daherverzapfe oder doch die Antwort auf die Frage aller Fragen geben könne. Sie lautet bekanntlich 42. Nein? Egal, lächeln!

Bei den Sondierungsgesprächen bezüglich einer eventuellen neuen Regierung, die uns jetzt täglich im Fernsehen auf die Tatsache zurückverweisen, dass in der Politik zwar alles schon einmal nicht gesagt worden ist, aber noch nicht von allen, fällt eines auf:

Die ÖVP-Verhandlerin Elisabeth Köstinger steht nach dem täglichen Sondierungsgespräch als Spitzenmeldung in den Fernsehnachrichten neben unserem staatstragend Richtung neue Kanzlerschaft glucksenden Exkanzler immer sehr grundlos lächelnd da.

Das tun die Verhandler Gernot Blümel oder Margarete Schramböck auch, aber bei denen fällt es aufgrund einer weniger hemdsärmelig-zünftigen Aura nicht so auf. Das Lächeln der Elisabeth Köstinger aber macht Angst. Warum?

Abwehrmechanismus

Lächeln kann konkret nicht bedeuten, dass Köstinger etwas Komisches erlebt. Es kann sich auch nicht um eine emotionale Entlastungsreaktion handeln, die nach überwundener Gefahr erfolgt – obwohl Werner Kogler schon sehr steirisch sein kann. Eher schon dürfte da ein Abwehrmechanismus gegen spontane Angstzustände vorliegen. Immerhin geht es um die Wurst. Dafür sprechen auch die hochgezogenen Schultern, die auf ein Lächeln als Taktik zur Schmerzverringerung hindeuten.

Oder wie es in der Oper heißt: "Verwandle in Witze die Schmerzen und die Tränen, die Schmerzen und die Tränen und Weh! Ah! Lache, Bajazzo, über die zerbrochene Liebe. Lache über den Schmerz, der das Herz dir vergiftet." Ach ja, das falsche Kameralächeln bringt übrigens rein gar nichts. (Christian Schachinger, 7.11.2019)