Soziale Medien machen Bergrettern das Leben schwer.

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Bergretter haben früher nicht so sehr mit Schaulustigen zu kämpfen gehabt, wie ihre Kollegen im urbanen Raum. Es entwickelte sich aber eine "zweite Einsatzrealität" auf Social Media. "Es ist oft emotional belastend, dass man von jeder Ecke kritisiert und bewertet wird", sagte Marc Kaufmann, Primar der Rettungs- und Notfallmedizin im Südtiroler Sanitätsbetrieb bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.

Bei der 26. Internationalen Bergrettungstagung legte man einen Schwerpunkt auf ebenjenes Thema: Wie können Bergretter damit umgehen, wenn nach dem Einsatz die Vorgangsweise der Helfer in sozialen Netzwerken besprochen wird. Oder auch wie man sich bei Einsätzen verhält, die medial eine hohe Resonanz erfahren oder gar live mitgefilmt werden.

"Wir müssen Bewusstsein schaffen", stellte Kaufmann fest. Darüber hinaus müsse man die Ausbildungskonzepte anpassen. Für Peter Mair, Leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Innsbruck, müsse aber auch eine Selbstreflexion der Bergretter stattfinden. Etwa ob oder wie man über Einsätze auf Facebook & Co. berichten soll.

Fragen der Haftung

Für die Bergretter noch zu klären seien derzeit auch Fragen der Haftung, sagte Mair. Nachdem es einige Fälle gegeben hatte, in denen Gerettete die gestellten Rechnungen nicht bezahlen wollten, erkundige man sich derzeit, ob es überhaupt ein "Recht auf Rettung" gebe. Mair gehe aber davon aus, dass dies gilt: "Es hat auch der, der selbst verschuldet in eine Notlage kommt, ein Recht auf Rettung", meinte er.

Gute Erfahrungen habe man mit einer seit 2017 bestehenden Einsatzgruppe "Bergrettungs-Ärzte" gemacht, berichtete Josef Burger, Landesarzt bei der Bergrettung Tirol. Derzeit verfüge man über etwa 30 geländegängige Ärzte, die überregional tätig sind. Die Schwierigkeit bei der Rekrutierung von Bergrettungs-Ärzten sei, dass man richtige Alpinisten findet, die beispielsweise auch Nachteinsätze am Großglockner machen können. (APA, 7.11.2019)