Mit 120 Stimmen zu 47 Gegenstimmen wurde im bayerischen Landtag am Donnerstag ein fatales Signal gesetzt. Der Freistaat will mit einer Studie klären, ob Homöopathie den Einsatz von Antibiotika reduzieren kann. Der Hintergrund ist ernst. Es geht um die rapide Zunahme multiresistenter Keime und um Maßnahmen dagegen – von der Landwirtschaft über die Arztpraxis bis zum Krankenbett. Das ist ein ernstes Thema, über das sich nicht nur Mediziner, sondern auch Politiker den Kopf zerbrechen sollten.

Zu viele Antibiotika werden verschrieben und eingesetzt

Die Studie wird vermutlich feststellen, dass Homöopathie den Einsatz von Antibiotika verringern kann. Die Homöopathie-Lobby wird darüber jubeln, als wäre der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, von den Toten auferstanden und hätte zugleich das Meer geteilt. Allerdings: Eine Studie würde genauso gut feststellen, dass das Pinkeln von Pentagrammen in den Schnee und Senftuben, die man an Apfelbäume nagelt, den Einsatz von Antibiotika verringern können. Keine Studie brauchte man zur Feststellung, dass einfach zu viel Antibiotika verschrieben und eingesetzt wird. 

Bauern geben ihren Schweinen nicht aus Jux und Tollerei Antibiotika, sondern weil sie tatsächlich fürchten müssen, dass ihre Tiere ohne diese Medizin krank werden. Ärzte verschreiben ihren Patienten nicht aus Laune oder Unwissen heraus zu viele Antibiotika. Sie tun das im Zweifel lieber einmal mehr als weniger, weil die Patienten die Medizin einfordern und sie mit dem Paraphe am Rezept den mitunter lästigen Patienten los werden.     

Globuli statt Antibiotika? Bayern will das untersuchen lassen.
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Was die Politik tun sollte: Über die Maßnahmen der Massentierhaltung  nachdenken und Bedingungen schaffen, die den Schweinderln im Stall weniger Stress bereiten; über die Honorierung ärztlicher Leistung nachdenken, die nicht auf Massenpatientenhaltung basiert, sondern auf qualitativer Beratung. Das wären dicke Bretter, die zu bohren sind. Das wären Themen, die man diskutieren und erforschen sollte.

Eine Studie zur Homöopathie kostet im besten Fall nur Geld. Ziemlich sicher kostet sie der Politik Reputation. Und mit Sicherheit ist die Studie ein fatales Signal: Seriöse Politiker leiden unter Fake-News. Für Fake-Medizin haben sie mit dem Beschluss den Salon geöffnet. (Christian Kreil, 9.11.2019) 

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