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Wenn in Österreich heute von Digitalisierung die Rede ist, geht es gerne um Netzausbau, Laptopklassen und mögliche Jobverluste. Doch welche sozialen und gesellschaftlichen Probleme kann Digitalisierung lösen? Im Bereich der Bildung etwa, bei der Gesundheit, der Bewahrung der Demokratie, der Mobilität von morgen oder der Bekämpfung der Klimakrise? Sind Ängste vor der Digitalisierung berechtigt? Wie müsste sie gestaltet sein, um unsere Gesellschaft positiv zu verändern?

Darüber spricht in unserem aktuellen Podcast der Wiener Andreas Hladky, der sich als Berater mit seiner Firma Point of Origin seit über zehn Jahren mit Fragen des digitalen Wandels beschäftigt und Unternehmen auf diesem Weg begleitet. Er sagt: "Digitale Technologien sind neue Kulturtechniken, mit denen wir umzugehen lernen müssen." Sie haben grundsätzlich das Potenzial, mehr Transparenz zu schaffen, und können etwa den Informationsaustausch zwischen Menschen ohne den Filter von Regierungen ermöglichen. Grundsätzlich – denn ein Teil dieses Potenzials sei erst in der Theorie verwirklicht. "Deshalb brauchen wir Regeln, die es heute noch nicht gibt."

Das Ende des Frontalunterrichts?

Im Podcast erklärt Hladky das Potenzial, das seiner Meinung nach in digitalen Techniken schlummert – wenn sie etwa in den Schulen Frontalunterricht und Auswendiglernen ablösen und die Kinder dafür freispielen, soziale Fähigkeiten und Kollaboration untereinander einzuüben.

Oder: Wenn die automatisierbaren Bereiche unserer Arbeit wegfallen, dann stelle sich mehr denn je die Frage, wie wir eigentlich arbeiten wollen, sagt Hladky. Das bringe uns unweigerlich zur Frage, wozu wir uns berufen fühlen.

Weil Technik aber nie neutral sei, brauche es einen breiten Diskussionsprozess darüber, welche Form der Digitalisierung eine Gesellschaft will. Hladky sieht eine ernsthafte Gefahr, dass Österreich diese Diskussion versäumt – und nicht nur diese: "Uns fehlt die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Unternehmen. Es gibt in Österreich einzelne spannende Start-ups, Forschungsunternehmen und Einzelpersonen im Bereich der Digitalisierung – aber das reicht bei weitem nicht aus."

(Lisa Mayr, 8.11.2019)

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