Aus der Raffinerie Schwechat gelangen jährlich 2,7 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Alternativ wird nun eine Abscheidung und Speicherung des CO2 im Boden angedacht.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Wirtschaftlich liegt die Stärke der Gemeinde Aderklaa im Bezirk Gänserndorf (NÖ) in der Landwirtschaft. Aktuell produzieren 23 bäuerliche Betriebe neben Getreide vornehmlich Zuckerrüben, Sojabohnen, Mais, Raps, Fertigrasen, Erdbeeren, Spargel, Zwiebeln, Karotten und auch Kartoffel.

Aderklaa ist aber auch OMV-Land. Das Aderklaaer Erdölfeld wurde noch unter den Sowjets erschlossen. In der Blütezeit Anfang der 1950er-Jahre arbeiteten an die 1000 Beschäftigte dort. Heute ist die OMV-Erdgasaufbereitungsstation weitgehend automatisiert. Just dort könnte, geht es nach den Plänen der OMV, ein für Österreich neues Kapitel aufgeschlagen werden.

Gas heraus, CO2 hinein

Statt das bei der Gasförderung austretende Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre entweichen zu lassen, wo es das Klima aufheizt, könnte man das Treibhausgas abscheiden und in einer ausgeförderten Erdgaslagerstätte speichern. Sollte es irgendwann eine Anwendung geben, die sich wirtschaftlich rechnet, könnte das gespeicherte CO2 dann einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Der das sagt, ist kein Geringerer als OMV-Chef Rainer Seele.

Vor gut zehn Jahren, als die OMV vergeblich einen ersten Vorstoß in diese Richtung unternahm, war Seele Chef des deutschen Öl- und Gasproduzenten Wintershall. An der Spitze der OMV stand Wolfgang Ruttenstorfer. "Jetzt haben wir eine ganz andere Situation", sagte Seele am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Stimmung positiv?

Das Thema sei damals von der OMV mit wenig Nachdruck verfolgt worden. Inzwischen habe sich aber auch in der Bevölkerung die Stimmung gedreht, nicht zuletzt wegen der Klimadiskussion. Was fehle, um loszulegen, sei allerdings der gesetzliche Rahmen. Derzeit ist die Rückführung von CO2 in den Boden in Österreich verboten. Aderklaa, wo die Erdgasförderung zurückgeht, würde sich als Lagerstätte für CO2 insofern anbieten, als die Raffinerie Schwechat nur 25 Kilometer entfernt liegt. Gerade dort aber entweicht das meiste von der OMV direkt verursachte CO2 – laut Seele rund 2,7 der mehr als drei Millionen Tonnen pro Jahr. Insgesamt gelangen in Österreich jährlich rund 84 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent in die Luft.

"Wir könnten mit einer Lagerstätte beginnen und schrittweise andere dazunehmen", sagte Seele. Derzeit prüfe man bei verschiedensten Lagerstätten, inwieweit sie sich von der Geologie her dafür eignen.

Verpressen

Allein in Aderklaa gelangen mit der Erdgasförderung derzeit rund 100.000 Tonnen CO2 in die Luft. Von Schwechat könnte man eine Pipeline dorthin bauen, um das abgeschiedene CO2 zu transportieren und dann zu verpressen. Ziel der OMV jedenfalls sei es, die CO2-Emissionen in den eigenen Produktionsstätten bis 2025 um 19 Prozent zu senken. Gibt es grünes Licht für die Speicherung, könnte man gegebenenfalls auch für andere Unternehmen CO2 einlagern. (Günther Strobl, 7.11.2019)