Die AUA fliegt wieder im Krisenmodus. Ist die Zahl der Mitarbeiter in den letzten Jahren um 1200 gestiegen, wird jetzt wieder abgebaut.

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Ernste Gesichter in Wien: AUA-Chef Alexis von Hoensbroech, CCO Andreas Otto und CFO Wolfgang Jani (von links nach rechts)

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Die Gewinnziele hat Carsten Spohr im Sommer gekappt. Weitere Abstriche will die AUA-Mutter Lufthansa derzeit nicht machen. Planmäßig soll der operative Gewinn heuer zwei bis 2,4 Milliarden Euro ausmachen. Die Aktie versetzte das nahezu in einen Höhenrausch. Im deutschen DAX war sie zeitweilig einsamer Spitzenreiter. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 1,15 Milliarden Euro um vier Prozent mehr als ein Jahr davor. Bei der Gewinnspanne schwächelt die AUA-Mutter etwas, trotzdem ein solides Ergebnis in einem hart umkämpften Markt.

Mehr Leistung

Anders sieht es bei einigen Töchtern aus. Und da greifen die Lufthanseaten jetzt durch. Gesellschaften mit geringem Gewinn oder Verlust müssen ihre Leistung verbessern, macht Lufthansa-Finanzchef Ulrik Svensson klar. Neben der Brussels Airlines und der Frachtsparte Lufthansa Cargo sind damit auch die Austrian Airlines gemeint. Denn in Wien sieht es wieder einmal mager aus. Nach sechs Jahren in der Gewinnzone rutscht die AUA heuer und 2020 voraussichtlich wieder in die roten Zahlen. Auch wenn AUA-Chef Alexis von Hoensbroech und Finanzchef Wolfgang Jani Kampfesparolen ausgeben: "Wir kämpfen um die schwarze Null." Wohl wissend, dass das Ziel kaum zu erreichen ist.

Das Sparpaket der AUA, das 700 bis 800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bis Ende 2021 ihren Job kosten wird, sorgt bei der Gewerkschaft für Kopfschütteln.
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Das traditionell schwache Winterquartal wird die triste Bilanz kaum auffetten. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) ist um 85 Prozent von 110 auf 17 Millionen Euro eingebrochen. Nun kommt, was sich abgezeichnet hat: ein saftiges Sparpaket, wie es bisher schon so einige gab. Es wird nicht das härteste in der Geschichte der AUA sein. Man erinnere sich nur an Jaan Albrecht, der vor Jahren etwa der Gewerkschaft die Rute ins Fenster stellte und den Bord-Kollektivvertrag einfach aufgekündigte, um ihn dann radikal umzukrempeln. Über 200 Millionen umfasste das mit ruppigen Methoden umgesetzte Sparpaket.

Das dicke Ende

Dagegen sind die derzeitigen Pläne fast moderat – wenn es dabei bleibt: 90 Millionen Euro bis 2021 einsparen, so lautet jetzt einmal das vom AUA-Management ausgegebene Ziel. Von den 7000 Jobs werden 700 bis 800 gestrichen. Möglichst über natürliche Fluktuation von jährlich 200 bis 250 Mitarbeitern, wie es am Donnerstag heißt. Bis Jahresende will der AUA-Vorstand die Pläne ausarbeiten und dann mit dem Betriebsrat verhandeln. Betroffen ist das ganze Unternehmen, fliegendes und Bodenpersonal inbegriffen. Über mögliche Kündigungen will man derzeit nicht sprechen.

Dementsprechend zurückhaltend fällt die Reaktion der Gewerkschaft aus: "Die Aktionäre bekommen mehr Geld, und die Mitarbeiter der Konzerntochter AUA müssen dafür bluten", äußert sich der Vorsitzende des Fachbereichs Luftfahrt, Daniel Liebhart, fast zahm. Wohl wissend, dass man in Frankfurt bei Bedarf die Muskeln spielen lässt. Davon ist derzeit nicht die Rede. Noch. Das Management will zwar die Produktivität erhöhen, auch indem etwa die Piloten mehr fliegen, den Kollektivvertrag will man nicht aufschnüren. Gut möglich, dass es in dieser Hinsicht noch dicker kommt.

Wettbewerb

Den Schuldigen an der Misere hat von Hoensbroech in der Billigflieger-Schwemme ausgemacht. Auch Carsten Spohr bringt für die etwas pummelige Wiener Tochter, die seit Jahren die von der Mutter gewünschte Ertragsstärke vermissen lässt, Verständnis auf: Die AUA sei "mit Abstand dem schärfsten Wettbewerb ausgesetzt", so der Lufthansa-Chef. In der Sache bleibt die AUA-Mutter hart. 150 Millionen Euro Gewinn, so viel muss in der Bilanz stehen, damit die AUA "investitionsfähig" wird.

Davon ist die AUA wieder weiter entfernt als die Monate davor. Die ohnehin schwache Ebit-Marge von vier Prozent ist auf null geschrumpft. Die anstehende Investition in die AUA-Langstreckenflotte ist damit vertagt. Ob auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, ist offen, denn Entspannung erwartet das Management in naher Zukunft nicht.

Trotzdem wolle man im ruinösen Preiswettbewerb mithalten, wie AUA-Vertriebsvorstand Andreas Otto sagt. Es bleibe gar nichts anderes übrig, als bei den günstigen Ticketpreisen der Billigkonkurrenz mitzuziehen: "Sonst bleibt der Sitz leer." Die Alternative wäre, Strecken aufzugeben, aber daran denke man nicht, so Otto: "Keinen Millimeter weichen wir zurück". (8.11.2019)