Peter Handke in Chaville, nahe Paris.

Foto: EPA/JULIEN DE ROSA

Peter Handke hat sich am 15. Juni 1999 angeblich einen Pass der "Bundesrepublik Jugoslawien" ausstellen lassen. Diese "Bundesrepublik Jugoslawien" bestand zwischen 1992 und 2003 nur noch aus Serbien und Montenegro. Das, was wir unter Jugoslawien verstehen, war vorher blutig zerfallen.

Handkes Entscheidung, den Pass zu beantragen, liegt auf einer Linie mit seinem politischen Engagement für das alte Jugoslawien, dessen Zerfall er nie verstanden hat. Die anderen strebten mit aller Macht weg, weil sie sich nicht mehr länger dem serbischen Nationalismus unterwerfen wollten. Viel ist dazu schon gesagt worden (ein informatives Kapitel darüber gibt es in Paul Lendvais neuem Buch Die verspielte Welt). Die Streitfrage, ob ein bedeutender Schriftsteller sich so tragisch verirren darf wie Handke, kann hier nicht erörtert werden.

Verharmloser von Kriegsverbrechen

Faktum ist, dass Handke die Opfer verhöhnt und die Haupttäter – vor allem den serbischen Machthaber Milosevic – entlastet hat. Er wollte "Gerechtigkeit für Serbien" und wurde ein Verharmloser von Kriegsverbrechen. Handke wurde 1999 offenbar Bürger eines Staates, den es 2003 nicht mehr gab. Allerdings ist Serbien der "alleinige Rechtsnachfolger" dieses "Jugoslawien". Ist Handke daher Serbe? Hat er dadurch automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft verloren? Aber der jugoslawische Pass ist schon 2009 abgelaufen. Wie auch immer: ein grausamer Witz. (Hans Rauscher, 7.11.2019)