Der 23. Bezirk durchläuft gerade eine massive Veränderung. Das freut nicht alle, bringt aber Vorteile.

Foto: Zoidl

Egal, bei welchem Fenster ich aus dem Büro schaue, überall sehe ich Kräne", sagt der Liesinger Bezirksvor steher Gerald Bischof (SPÖ). In seinem Bezirk wird derzeit so viel gebaut wie in fast keinem anderen. Kein Wunder: In den Flächenbezirken gibt es noch Platz für großvolumige Projekte, während es in anderen Teilen der Stadt schon sehr eng wird.

Eines der größten Bauprojekte in Liesing ist das schon teilweise fertiggestellte Projekt "In der Wiesen", das in den letzten Jahren entlang der U6 zwischen den Stationen Alterlaa und Erlaaer Straße in die Höhe gezogen wurde. Die Flächen wurden einst von Gärtnereien genutzt, auf diese frühere Nutzung nimmt man nun Bezug.

Das Motto des Neubaugebiets lautet "Urban Gardening", bei den bereits fertiggestellten und heuer bezogenen Projekten gibt es Gemeinschaftsgärten und viele Grünflächen. Trotz mittlerweile herbstlicher Temperaturen rankt noch Grün in den Hochbeeten, während in Sichtweite die U6 vorbeirauscht.

Infos für Anrainer

Ein noch unverbauter, südlich gelegener Teil der Flächen, auf dem heute noch ungenutzte Gewächshäuser stehen, soll nun noch einmal mit circa 1800 Wohnungen bebaut werden. Dafür wurde vor wenigen Tagen eine Informationsveranstaltung für Anrainer abgehalten, bei der sie sich erste Modelle anschauen konnten. Die ersten Bewohner werden aber wohl nicht vor 2023 einziehen.

In Sichtweite des Wohnparks Alterlaa drehen sich aber bereits die Kräne. In der Rößler gasse 13 baut die Strabag Real Estate seit dem Sommer an 143 freifinanzierten Eigentumswohnungen in den drei Häusern "Esprit", "Harmonie" und "Eleganz", die ihren Namen in der jeweiligen Fassadengestaltung gerecht zu werden versuchen.

Ein Liesinger Großprojekt ist das Carrée Atzgersdorf, wo derzeit auf einem 6,1 Hektar großen ehemaligen Gewerbe- und Industriegebiet fast 1200 geförderte Wohnungen, ein Kindergarten und Geschäftslokale entstehen. Ein ÖSW-Projekt mit 255 Wohnungen feierte dort erst vor wenigen Tagen seine Gleichenfeier, die Fertigstellung ist für 2020 geplant.

Nicht alle sind glücklich

Weit fortgeschritten ist auch ein Projekt der Buwog auf den ehemaligen Unilever-Gründen. Mit dem Rivus-Wohnpark entstehen insgesamt 800 Wohnungen, 500 dieser Einheiten und ein Kindergarten sind bereits fertig. Herzstück wird ein multi funktionales Gebäude sein, in dessen Erdgeschoß ein Supermarkt einzieht. Darüber wird eine Volksschule untergebracht – und ganz oben auf dem Dach werden die Kinder auf dem Sportplatz herumtoben können.

Die Buwog ist in Liesing auch noch mit einem zweiten Projekt vertreten. In der Meischlgasse entstehen 160 Mietwohnungen im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative und 31 freifinanzierte Mietwohnungen. Auch hier setzt man auf Urban Gardening, weiters werden den künftigen Bewohnern Stromtankstellen geboten. Die Fertigstellung ist für Mitte 2020 geplant.

Dass der Bezirk so enorm wächst, freut nicht alle der alteingesessenen Liesinger. "Es gilt, Kompromisse zu finden", sagt Bezirksvorsteher Bischof. Und er ist überzeugt: "Neue Nachbarn bringen auch Vor teile." Mehr Grünflächen und ein besseres Kulturangebot zum Beispiel. Und auch das Öffinetz wird für die neuen Bewohner verdichtet.

Große Nachfrage

Die Nachfrage nach den Wohnungen ist jedenfalls groß, wie Sandra Bauernfeind, Wohn immobilienexpertin bei EHL Immobilien, bestätigt. Viele der Käufer hätten einen Bezug zu Liesing. Manche seien aber auch auf der Suche nach leistbarem Wohnraum. Bei 3300 Euro pro Quadratmeter liegt laut EHL-Marktbericht aktuell das durchschnittliche Preisniveau bei Eigentumswohnungen bei Erst- und Zweitbezug.

Und die Kräne, sie drehen sich weiter. (Franziska Zoidl, 15.11.2019)