In großen Skigebieten sollen digitale Gadgets helfen, Skifahren wieder in den Fokus der Jungen zu rücken – in der Skiwelt Amadé etwa mittels Blicks durch eine Datenbrille.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Adam Höglund

Eine Gruppe junger Skifahrer fährt mit dem Sessellift und jubelt vor dem Aussteigen in 3.000 Metern Seehöhe dem bevorstehenden Skitag entgegen. Es ist ein fröhliches Foto vom Skifahren am Wurmkogel und könnte eins zu eins in die Prospekte des Ötztaler Skigebiets wandern. Der angeschlagene Wintersport kann ruhig ein wenig Werbung brauchen: Nur jeder dritte Österreicher fährt noch Ski, der Anteil der Skischulkurse hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als halbiert. Tatsächlich machen sich viele heimische Skigebiete Sorgen um den Nachwuchs auf den Pisten. Wohl auch deshalb liegt der Fokus derzeit auf dem Ausbau der digitalen Angebote, um Digital Natives mit WLAN, Apps oder Virtual Reality wieder in den (Kunst-)Schnee zu locken.

Das Foto vom Wurmkogel haben die jungen Leute selbst geschossen – über eine Kamera, die an der Bergstation montiert ist. Man muss sich dafür nur in der Talstation des Vierersessellifts im WLAN anmelden, auf dem Smartphone eine Seite öffnen und knapp vor dem Selfie-Point den Auslöser drücken – schon ist man Testimonial für den Nationalsport, der keiner mehr ist.

Vorreiter bei Virtual Reality

Auch in anderen großen Skigebieten sollen digitale Gadgets helfen, Skifahren wieder in den Fokus der Jungen zu rücken – in der Skiwelt Amadé etwa mittels Blicks durch eine Datenbrille. Der Skiverbund ist europaweit in Sachen Virtual Reality Vorreiter auf der Piste und bietet Folgendes an: Wer sich die speziellen Skibrillen an der Talstation ausleiht, sieht auf einem kleinen Display in der Brille ein Navi für die Pisten, den Weg zur nächsten Hütte oder Wartezeiten am Lift. Zusätzlich werden Fahrdaten wie Kilometer oder Geschwindigkeit angezeigt – am Ende des Skitages sieht man dann, was man auf den Pisten geleistet hat. Letzteres geht auch einfacher – etwa über Skiline.cc.

Die Internetplattform hat schon fast drei Millionen User und leistet Ähnliches: Wer staunen will, wie weit er an einem Skitag gekommen ist und das Ergebnis gerne mit Freunden teilt, sammelt die Daten einfach per App auf dem Smartphone – in der vergangenen Saison wurden auf diese Weise mehr als 20 Milliarden Höhenmeter durch Skifahrer "gesammelt". Aber wird es bei stetig steigenden Skipasspreisen in Zukunft noch reichen, Kunden nur zu Datensammlern ohne finanzielle Vorteile für sie selbst zu machen?

Billiger mit Flexibilität

In Schweizer Skigebieten – allen voran Zermatt – werden die gesammelten Daten vom Berg seit zwei Saisonen erfolgreich für ein dynamisches Preissystem eingesetzt. Skifahrer können dadurch bessere Ticketpreise lukrieren: Wenn im Gebiet wenig los und das Wetter nicht ganz so fein ist oder sie möglichst früh Onlineskipässe kaufen, wird der Skitag billiger. Das System dürfte funktionieren, denn binnen zwei Jahren hat sich die Anzahl der Schweizer Skigebiete, die es nutzen, verdreifacht.

In Österreich prüfen gerade die ersten Bergbahnen dieses System. Noch konnte sich aber niemand dazu durchringen, der Erste zu sein, der sich von hohen Fixpreisen verabschiedet. (Sascha Aumüller, 12.11.2019)

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