Mit innovativer Technologie sei ein schnelleres Hochziehen von Rohbauten samt Kostenersparnis möglich, verspricht der Schalungsspezialist VST.

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Aus der Ferne sieht es aus wie das Hochziehen eines Plattenbaus. Tatsächlich ist es doch etwas ganz anderes. Auf den Baustellen, wo das Logo der VST Technologies AG (vormals Verschalungstechnik GmbH) zu sehen ist, stehen weniger Mulden herum, ist weniger Dreck zu sehen – und die Rohbauten wachsen in der Regel schneller in die Höhe als anderswo.

Gegenüber herkömmlicher Ziegelbauweise betrage die Zeitersparnis beim Rohbau bis zu 50 Prozent, sagte das VST-Vorstandsduo Bernd Ackerl und Kamil Kowalewski im Gespräch mit dem STANDARD. Die Kostenersparnis liege bei etwa sieben Prozent. Das sei ein Erfahrungswert, der sich aus bisher mehr als 250 realisierten Projekten in Europa ergebe.

Die VST Technologies AG mit Sitz in Leopoldsdorf bei Wien hat sich seit ihrer Gründung 2002 auf die industrielle Fertigung patentierter Bauelemente wie Wand-, Decken-, Stiegen-, Stützen- und Unterzugverbundschalungselemente spezialisiert. Letzteres, nämlich Unterzüge, sind Träger, die die Last einer Decke, eines Bogens oder einer Wand aufnehmen und auf andere Bauteile ableiten.

Holzspäne und Zement

Die selbstentwickelten, durch Patente geschützten Schalungselemente werden eineinhalb Autostunden von Wien entfernt in einem Werk in der slowakischen Stadt Nitra aus Zementspanplatten zugeschnitten. Die Platten, die von verschiedenen Lieferanten bezogen werden, bestehen zu 70 Prozent aus Holzspänen und zu 30 Prozent aus Zement. Die Späne und der Zement werden mit Wasserdampf unter hohem Druck verpresst, die Platten sind 24 Millimeter stark, steinhart und vergleichsweise leicht. Und sie brennen auch nicht.

"Die Idee war, nicht mit unnötigem Gewicht zu den Baustellen zu fahren", erzählt Ackerl. Er steht wie Kowalewski seit 2017 an der Spitze des Unternehmens. Das Spezielle sei, dass die Schalungselemente inklusive Fenster- und Türauslassungen passgenau im Werk vorgefertigt, zur Baustelle geliefert, dort montiert und mit Beton verfüllt werden. Der Betonkern verbindet sich sodann mit der Schalung und wird mit dieser eins. Anschließend kann die Wand, sobald sie an den Stößen verspachtelt ist, sofort übermalt werden. Die Außenwände lassen sich wie gehabt mit Klinker, Alu, Glas oder einem anderen Material verkleiden oder schlicht verputzen.

Alle von VST produzierten Bauelemente verfügten über sehr gute Dämmwerte und seien auch für eine Passivhauszertifizierung befähigt, sagen die Vorstände. Nur 3D-Druck sei schneller. Bis es in größerem Umfang aber Häuser aus dem Drucker gebe, würden wohl noch Jahrzehnte vergehen.

Geld für die Expansion

Seit Jänner ist VST im neuen Wiener Börsensegment Direct Market Plus notiert. Nun steht eine Kapitalmaßnahme an. Das Grundkapital wird von 510.000 Euro auf bis zu 762.000 Euro angehoben. Vom 11. bis 22. November werden die neuen Aktien für 39 Euro das Stück qualifizierten Anlegern im Zuge einer Privatplatzierung angeboten. Das eingesammelte Geld soll die weitere Expansion absichern.

Größter Einzelkunde von VST ist der schwedische Baukonzern Skanska, der "bei einem Screening innovativer Baulösungen auf uns gestoßen" ist, wie Vorstandsdirektor Kowalewski erzählt. Schwerpunktmäßig wolle man aber vermehrt klein- und mittelgroße Unternehmen (KMU) als Partner bei Bauprojekten gewinnen. Mit der Anfang Juli erfolgten Mehrheitsübernahme der Premiumverbundtechnik Bau GmbH erhofft man sich zusätzlichen Rückenwind bei Umsatz und Ertrag.

VST beschäftigt inklusive des Werks in Nitra 150 Mitarbeiter. Der Umsatz lag zuletzt bei 12,4 Millionen Euro, der operative Gewinn (Ebit) bei knapp 600.000 Euro.

90 Prozent an VST Technologies hält die Privatstiftung von Michael Müller, der auch Aufsichtsratschef ist. Mit rund fünf Prozent ist eine deutsche Privatstiftung beteiligt, der Rest ist Streubesitz. (stro, 9.11.2019)