Neo-Profitrainer Franz Ponweiser muss mit seinem SVM...

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...zu Christian Ilzer, dem bewährten Coach, der bei der Wiener Austria allerdings zu verzellhofern droht.

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Wien – Am Sonntag um 14.30 Uhr treffen in der Generali-Arena zwei Mannschaften aufeinander, die in der bisherigen Saison schon ordentlich geschurigelt wurden von den Gegnern, dem Spielglück und vor allem sich selbst. Die Wiener Austria empfängt den SV Mattersburg. Dieser liegt zwei Punkte hinter jener. Es wird also – so darf man hoffen oder fürchten – ordentlich zur Sache gehen.

Man steckt mittendrin in der sogenannten Rue de la Gacque. In der gilt, dass, wenn und weil es nicht läuft, sich zum Pech bald das Unglück gesellt und zu dem dann im Handumdrehen die Trainerschelte. Beim violetten Christian Ilzer ist es ja schon so weit. Beim grün-weißen Franz Ponweiser zumindest hinter der Hand. Aber das auch nur, weil man in Mattersburg Fisimatenten dieser Art ja gewohnt ist.

Ilzer verzellhofert

Christian Ilzer hat den Vorteil, nicht beweisen zu müssen, dass er das Trainerhandwerk beherrscht. Er hat immerhin Hart- und Wolfsberg erfolgreich hergerichtet. Nun scheint er auf dem Laaerberg gewissermaßen zu verzellhofern. Er ist – so wie Pasching-Erwecker Georg Zellhofer, der in beiden Wiener Intrigantenhäusern scheiterte – eher ein Beleg für die violette Disharmonie, in die sich zuletzt ja auch die Fanpartie mit ihrer Pyrotechnik gemengt hat.

Vorm Mattersburg-Spiel liegen die Nerven einigermaßen blank. In einem offenen Brief hat das Austria-Präsidium nun inständig die Fans beschworen – im Ton beinahe dem Nachkriegskanzler Leopold Figl gleich -, man möge doch glauben an diese Austria. "Uns alle eint der Wille, wieder eine starke Austria zu erleben!" Es geht bloß noch um den Weg.

Mattersburger Newcomer

Franz Ponweiser, dessen höchste Trainerklasse die Regionalliga war, muss sich dagegen erst im Profileben bewähren. Der 44-Jährige wurde im heurigen Juni – ein paar Tage vorm Trainingsbeginn – überraschend als Nachfolger des nunmehrigen Admira-Coaches Klaus Schmidt installiert. Bis dahin war er Chef der Mattersburger Akademie, nach dem Abgang von Robert Almer nebenher Sportdirektor und mitten in den Prüfungsvorbereitungen für die Uefa-Pro-Lizenz.

Die hat der NMS-Lehrer für Englisch, Sport und Religion unlängst erfolgreich absolviert. Die Abschlussarbeit, erzählt er, "beschäftigte sich mit der Überwindung der ersten beiden Pressingreihen". Wie man also gegen hoch stehende Mannschaften geordnet und ohne Panik aus der Verteidigung herausspielen könne; wie sich also ein Spiel anlegen ließe, das man sich als Gegenteil des mattersburgerischen – und austrianischen – vorstellen darf.

Mag sein, er ist mit der Fülle des theoretischen Wissens ein wenig zu blauäugig ins praktische Tagwerk gegangen. "Vielleicht habe ich die Spieler überfordert." Es hat jedenfalls von Anfang an, auch von außen hörbar, geknirscht. So mancher Gstandene blieb auf der Bank. In der dritten Runde erzielte der dann doch eingewechselte Andreas Gruber das Tor der Runde und lief – die Hände zum Gucker geformt – zum Trainer, um ihm so zu sagen: Da schau her!

Hoppalakönig

In der dritten Runde, da spielte man daheim gegen die Austria. Grubers Tor war freilich nur der Ehrentreffer. Die Austria spielte mithilfe des grün-weißen Hoppalakönigs Nedeljko Malic fulminant, siegte 5:1. Und glaubte, nun werde alles besser. Ja: gut sogar.

Woche für Woche muss Franz Ponweiser solche Böcke, wie Malic oder Goalie Tino Casali sie auch vergangene Woche beim 0:3 gegen Salzburg geschossen haben, wegerklären. Immer wieder muss er sagen, was er nach dem Salzburg-Spiel hat sagen müssen: "Ein Schnitt von drei Gegentreffern pro Spiel ist nicht akzeptabel. Uns dürfen solche kapitalen Fehler nicht mehr passieren." Tun sie aber.

Ponweiser würde eine hoch pressende Mattersburg taugen. So ein Spiel verlangt freilich mentale und physische Ausdauer. "Da fehlt es noch, daran werden wir im Winter zu arbeiten haben." Es braucht aber auch eine ballesterische Grundfertigkeit: dass nicht jeder Passball ein potenzieller Konteransatz wird. Sein bester Stürmer, Martin Pusic, ist rekonvaleszent. Und sein bisher torgefährlichster, Andreas Gruber, hat sich gegen Salzburg einen Seitenbandeinriss zugezogen. Das kommt dann – Rue de la Gacque – noch dazu.

Lernprozess

Die Spielidee und der Matchplan, das ist das eine. Die Spielfertigkeit das andere, das Eigentliche. Die Kunst des Trainers wäre es, zwischen beiden halbwegs die Waage zu halten. "Ich bin auch in einem Lernprozess."

Was Franz Ponweiser freilich schon weiß, ist der rätselhafte Umstand, dass der SVM schon immer ein Spätstarter war. Im Frühjahr waren die Burgenländer stets stärker. Nach der Ligareform heißt das allerdings, die Spielwiese liegt unterm Strich. Im Vorjahr matchte man sich dort mit Rapid. Heuer wohl – Rue de la Gacque – mit der Austria. (Wolfgang Weisgram, 8.11.2019)