Die Universität Pedro de Valdivia wurde bei den Demonstrationen in Brand gesteckt.

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Polizisten verfolgen einen Demonstranten in Santiago.

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Santiago de Chile – Zehntausende Menschen haben in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile erneut gegen die Politik der Regierung demonstriert. Rund drei Wochen nach dem Beginn der Anti-Regierungs-Proteste in dem südamerikanischen Land zog am Freitagabend ein großer Demonstrationszug zum Plaza Italia, der auf einer riesigen Leinwand in "Platz der Würde" umbenannt wurde.

Die Teilnehmer trugen chilenische Fahnen und Transparente mit Parolen gegen den konservativen Präsidenten Sebastián Piñera. Als der Protestzug am Präsidentenpalast vorbeizog, forderten die Demonstranten den Rücktritt des Präsidenten.

Gewalt

Bei gewaltsamen Zusammenstößen am Rande der zunächst friedlich verlaufenen Kundgebung geriet ein Gebäude der privaten Universität Pedro de Valdivia in Brand. Ausgelöst wurde das Feuer, als vermummte Demonstranten mit Sicherheitskräften aneinandergerieten und Barrikaden in der Nähe der Universität anzündeten, wie Augenzeugen örtlichen Medien berichteten. Zudem plünderten weitere Demonstranten die 1876 erbaute Kirche La Asuncion und setzten sie in Brand.

Zu der Demonstration wurde in Sozialen Netzwerken aufgerufen, nachdem Piñera am Donnerstag in einer Rede neue Sicherheitsmaßnahmen angekündigt hatte. Er versuchte, die Krise im Land als Problem der öffentlichen Ordnung darzustellen, ging aber nicht auf die Forderungen der Demonstranten ein. Diese fordern insbesondere eine Pensions- und Verfassungsreform sowie tiefgreifende Reformen des ultra-liberalen Wirtschaftssystems in Chile. "Die Botschaft von Piñera gestern war eine offene Provokation, er versteht gar nichts", sagte der 27-jährige Student Cristian.

Demonstrationen fanden Medienberichten zufolge auch in anderen Städten des Landes statt. In Vina del Mar in der Nähe von Valparaiso kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Bei den regierungskritischen Protesten in Chile wurden bisher 20 Menschen getötet. Sicherheitskräfte stehen laut Staatsanwaltschaft im Verdacht, in fünf Fällen für den Tod verantwortlich zu sein. Darüber hinaus wurden gegen 14 Polizisten Ermittlungen wegen Folterverdachts eingeleitet. (APA, 9.11.2019)