Grünfläche bleibt der Landwirtschaft erhalten.

Foto: Jutta Berger

Ludesch – 56 Prozent der Ludescherinnen und Ludescher haben gegen die Erweiterung der Firmen Rauch/Ball/Red Bull gestimmt. 65 Prozent der 2688 Wahlberechtigten beteiligten sich an der Abstimmung. Die Herausnahme von Flächen aus der Landesgrünzone im Ludescher Neugut für Lagerung und Produktion wurde von der Gemeinde und vom Land befürwortet. In einer Volksabstimmung, die von der Initiative Ludesch initiiert wurde, wurden die Ausbaupläne am Sonntag gestoppt.

6,5 Hektar wollte man in der ersten Etappe aus der Landesgrünzone schneiden, betroffen wäre auch das regionale Wasserschutzgebiet gewesen.

Christoph Aigner von der Initiative Ludesch spricht von einem "extrem guten Tag für die Demokratie". Er sei stolz auf die Bürgerinnen und Bürger, dass die "unsägliche Wahlbeeinflussung durch Geldversprechen" nicht gefruchtet habe. Rauch hatte der Gemeinde wenige Tage vor der Abstimmung fünf Millionen Euro bei gutem Ausgang versprochen.

Signal an Landesregierung

Aigner sieht das Ergebnis als deutliches Signal an die Landesregierung, was den künftigen Umgang mit der Landesgrünzone betrifft. Von der Gemeinde erwartet sich die Initiative ein neues regionales Entwicklungsplan. Den müsse man nach neuem Raumplanungsgesetz ohnehin erarbeiten, sagt Bürgermeister Dieter Lauermann (Liste Gemeinsam für Ludesch).

Der Bürgermeister nimmt das Ergebnis zur Kenntnis, verspricht die Flächen nicht umzuwidmen. Die Ankündigung der Firmen, einen Kindergarten zu finanzieren und die Gemeinde in den nächsten zehn Jahren mit fünf Millionen Euro zu unterstützen, wird nun nicht umgesetzt. Den geplanten Kindercampus werde man aus Geldknappheit nun in zwei Etappen realisieren, sagt Lauermann.

Der Protest gegen die Betriebserweiterung habe die Bevölkerung gespalten, sagt Lauermann. Es gelte nun den Scherbenhaufen aufzukehren. Ob er bei der Gemeindewahl nächsten März wieder kandidieren wird, weiß Lauermann noch nicht.

Rauch schweigt zu Plänen

Und Rauch? Unternehmenssprecher Daniel Wüstner gab sich zugeknöpft. Man werde die weitere Vorgangsweise mit den Projektpartnern besprechen, Planungen für ein Ersatzprojekt gäbe es noch nicht.

Rauch/Ball/Red Bull wollten in die Erweiterung 100 Millionen Euro investieren. In die Diskussion um die Flächen im Neugut sei man zu spät mit der Informationskampagne eingestiegen, sagt Red Bull Geschäftsführer Roland Concin. Auch er hält sich zu weiteren Plänen bedeckt.

Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (VP) zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht. Es gelte nun die Wogen zu glätten: "Wir müssen schon darauf schauen, dass Familienbetriebe mit einer derart langen Tradition in Vorarlberg auch weiterhin Perspektiven sehen. Wir müssen ein positives Klima für Investitionen erhalten."

Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung, fordert einmal mehr ein "Big picture": "Vorarlberg braucht dieses große, mutige Zukunftsbild, das den dynamischen Wirtschaftsraum und den attraktiven Lebensraum miteinander verbindet und in der Bevölkerung akzeptiert wird. Das gilt für die zukünftige Ausrichtung der Landesgrünzone ebenso wie für die Zukunft der Mobilität und viele andere Themen im Land." (Jutta Berger, 10.11.2019)