Der Ruf von Plastik ist nicht der beste. Dabei hat Kunststoff zum Beispiel die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängert.

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Hierzulande ist die Nachricht untergegangen. Dabei geht es nicht nur um die Ehre, sondern auch um viel Geld: Der mit 500.000 Euro dotierte Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ging jüngst an eine deutsche Bodenwissenschafterin – und an Werner & Mertz. Der finanziell gesehen lukrativste Umweltpreis Europas wird an Pioniere vergeben – mit entsprechend viel Tamtam. Reinhard Schneider, Geschäftsführer des deutschen Mittelständlers, bekam ihn vom deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier höchstpersönlich überreicht. In Österreich ist das Unternehmen eher durch seine Produkte bekannt: Frosch und Erdal – Reinigungsmittel und Schuhcreme.

Das Mainzer Unternehmen hat auch ein Standbein in Österreich. 160 der 1000 Mitarbeiter arbeiten in Hallein und produzieren hier margenstarke Produkte wie Duschgel und Raumerfrischer. Hallein hat sich außerdem zum Schuhpflegekompetenzzentrum gemausert. In den vergangenen fünf Jahren wurden 18 Millionen investiert, 400 Millionen Euro erwirtschaftet das Familienunternehmen insgesamt.

Grüne Versprechen

Nachhaltigkeit ist bei den Fröschen nicht erst Thema, seit es in aller Munde ist. Es ist quasi ein Versprechen, mit dem die Frosch-Produktfamilie vor über zwanzig Jahren erfunden worden ist: umweltfreundlicher als vieles von der Konkurrenz, dafür ein bisschen teurer. Von der Mitte der 1980er-Jahre, als der Frosch die Bühne betreten hat, bis heute ist Ökologie kein Selbstläufer. Die Reinigungsmittel sind zwar mikroplastikfrei, die Tenside nicht aus Erdöl, sondern aus Palmenkernöl. Aber auch wenn dieses zertifiziert ist, ist es nicht problemfrei, muss dafür doch tropischer Regenwald abgeholzt werden. Deswegen will Werner & Mertz verstärkt auf heimische Tenside auf der Grundlage von Raps- und Olivenöl, das in der Meische zurückbleibt, wenn das Öl für den Verzehr herausgepresst worden ist, umstellen, sagt Österreich-Geschäftsführer Ingo Frank.

Der lange Weg zum Wertstoff

Auch bei der Verpackung will der deutsche Mittelständler grüner und grüner werden. Mit dem Vorarlberger Verpackungsspezialisten Alpla arbeitet man seit Jahren daran. Was bisher herausgekommen ist, ist etwa die Kunststoffflasche für das Frosch-Geschirrspülmittel. Sie ist aus reinem recycelten Kunststoff hergestellt, erkennbar an dem Grauschleier der Verpackung. Cradle to Cradle lautet das Stichwort oder Kreislaufwirtschaft. Auch die Flasche des Duschgels ist aus recyceltem Plastik. Gar keine so einfache Aufgabe, wie Frank sagt. Der dafür nötige hochwertige Kunststoff ist rar. Deswegen wurde vor Jahren die Recyclatinitiative ins Leben gerufen, um Partner zu gewinnen, die ihr Know-how bündeln, um das Altplastik als Wertstoff hochwertig wiederaufzubereiten.

Müll statt Rohstoff

Denn von einer Lösung des Problems mit dem Plastik ist die Welt, aber auch Österreich weit entfernt. Von einem lückenlosen Kreislauf in der Abfallwirtschaft kann keine Rede sein. Das Recycling von Kunststoffen ist noch jung, es wird viel getüftelt und ausprobiert. Anders als andere EU-Staaten exportiert Österreich zwar nicht tonnenweise Plastikmüll in asiatische Staaten. Dafür produzieren die Österreicher vergleichsweise viel Plastikverpackungsmüll. Während sich im EU-Schnitt die Wiederverwertung des Plastikverpackungsabfalls in den vergangenen Jahren deutlich erhöht hat, humpelt Österreich hinterher. Nur 33 Prozent der Verpackungsabfälle aus Kunststoff wurden laut den neuesten Zahlen von Eurostat 2017 wiederverwertet. Der EU-Schnitt liegt bei 42 Prozent. Spitzenreiter Litauen liegt mit einer Recyclingquote von 74 Prozent weit darüber.

Werner & Mertz will sich davon nicht bremsen lassen. Bis 2025 will man markenübergreifend nur noch recycelte Verpackung einsetzen. Materialtechnisch seien da noch einige Herausforderungen zu bewältigen, so Ingo Frank. Und wer bezahlt die höheren Kosten für den Weg ins Grüne? Glaubt man den Froschmännern, haben die Konsumenten diesbezüglich wenig zu befürchten: Die Preissteigerung liegt im einstelligen Centbereich. (rebu, 10.11.2019)