Das touristische Laufrad muss in Schwung gehalten werden.

Foto: Tirol Werbung/Mario Webhofer

Schon Karl Kraus wusste die Wonnen des Tourismus in Verse zu fassen: "A a a, der Fremde der ist da. / Die stieren Zeiten sind vergangen, / Der Fremdenverkehr hat angefangen. / A a a, der Fremde der ist da." Die heutige Turbovariante des Tourismus hat Kraus allerdings noch nicht erlebt. Das bleibt uns Zeitgenossen vorbehalten.

Wo, wenn nicht in Tirol, wüsste man genau, dass man das touristische Laufrad ständig in Schwung halten und antreiben muss, um die Wiederkehr stierer Zeiten abzuwenden? Daher ist momentan, unter türkis-grüner politischer Ägide, verschärftes Fuhrwerken in der sogenannten Bergwelt angesagt. Wenn eh die gesamte Menschheit in einer Permanentklemme steckt und glaubt, auf eine Art wirtschaften zu müssen, die uns mittelfristig Kopf und Kragen kostet, kann man auch in Tirol Nägel mit Köpfen machen.

Vorerst ist leider nur geplant, die Gletscher im Ötz- und Pitztal auf Vordermann zu bringen. Dabei wäre noch massig Luft nach oben: Helikopterskiing als Pflichtschulfach; Schleifung von Imst und Landeck, um Abenteuereislaufplätze zu errichten; artifizielle Dauerbeschneiung der Bergwelt mittels Drohnenschwärmen. Aus dem Goldenen Dachl machen wir eine Sprungschanze, und Tirol benennen wir in Schirol um, damit man dem neuen Markenzeichen gleich ablesen kann, was hier das Wichtigste ist. Ein paar Ökos werden zwar greinen, aber das Nichtstiersein hat eben seinen Preis. (win, 11.11.2019)