Die Architekturstudenten der TU Wien haben zu wenig Platz. Deshalb besetzten sie Ende Oktober kurzfristig das seit zwei Jahren leerstehende Lokal Nelson's im Hof des Hauptgebäudes.

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Wien – Mit Aktionismus will eine Gruppe von Studentinnen und Studenten vor den Hauptgebäuden der Uni Wien und der Technischen Uni Wien am Montag auf den Platzmangel an den Hochschulen aufmerksam machen. Mit Heurigentischen und -bänken haben sie vor den Haupteingängen am Universitätsring beziehungsweise im Resselpark improvisierte Arbeitsplätze eingerichtet. Laut den Organisatoren sind weitere Aktionen geplant.

Raummangel als Thema

Ziel der Aktion ist es, den Raummangel an den Unis wieder zum Thema zu machen. "Da ist das Ministerium gefragt, und da sind auch die Hochschulen selbst gefragt. Sie haben Spielraum bei ihrem Budget, und es wandern einfach viel zu wenige Mittel in die Infrastruktur für uns Studierende", betont einer der Organisatoren, Architekturstudent Philipp vom Kollektiv Zeichensäle Nelson's an der TU Wien.

TU-Lokalaugenschein Ende Oktober.
DER STANDARD

Neben mehr Räumen für Gruppenarbeiten oder Modellbauen fordern die Studierenden mit ihrer Aktion auch mehr Budget für die Hochschulen und mehr Beihilfen, um das Studium leistbar zu machen. Gleichzeitig machen sie sich für weniger Leistungsdruck sowie weniger Verschulung stark.

Konstruktiver Aktionismus

Die Organisatoren verweisen zwar selbst auf die Unibrennt-Bewegung, die vor zehn Jahren über Wochen Hörsäle im ganzen Land und allen voran das Audimax der Uni Wien besetzt hatte. Den aktuellen Akteuren gehe es allerdings nicht darum, die Lehre zu blockieren. "Wir setzen auf konstruktiven Aktivismus." Derzeit werde an der Vernetzung mit Gruppen an anderen Unis gearbeitet, weitere Aktionen sollen folgen.

TU-Ersatzquartier

An der TU Wien haben aus Protest gegen den Mangel an Arbeitsplätzen schon vergangene Woche Architekturstudenten ihre Arbeit ins Freie verlegt. Bereits Ende Oktober hatten sie kurzfristig das seit zwei Jahren leerstehende ehemalige Lokal Nelson's im Hof des Hauptgebäudes am Karlsplatz besetzt. Daraufhin wurden vom Rektorat zwei Ersatzquartiere versprochen, seit vergangenem Freitag beziehungsweise diesem Montag werden sie auch genutzt und sind regelmäßig voll. Diese zusätzlichen 130 Quadratmeter sind allerdings bis Dezember befristet und laut dem Kollektiv bei 5.700 Architekturstudenten nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Bilder vom TU-Protest Ende Oktober.

"Aktionswoche Raum"

An der Uni Wien riefen auf Facebook unter dem Titel "Freies Denken braucht freie Räume" die Institutsgruppe Bildungswissenschaft sowie diverse Studienvertretungen, Interessengemeinschaften und Basisgruppen die Studentinnen und Studenten ab zehn Uhr zum Lernen im öffentlichen Raum "bei Tee und viel frischer Luft!" auf.

Am späten Vormittag waren laut dem Rektorat knapp zehn Personen dem Aufruf gefolgt. Die Studenten weisen jedoch daraufhin, dass die Aktion überhaupt erst am späten Vormittag begonnen habe. "Bis zum Ende der Aktion um 15:00 Uhr sind, unseren Schätzungen nach zufolge, über 50 Studierende auf uns zugekommen, um über den Raummangel zu diskutieren", heißt es. Zudem sei zu bedenken, dass diese Aktion erst kurzfristig, nämlich am Sonntagabend, angekündigt worden war.

In der Vorwoche gab es am Institut der Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft und Komparatistik bereits eine "Aktionswoche Raum" für mehr Aufenthalts- und Lernräume, weil das Arbeiten, wie es in der Veranstaltungsankündigung hieß, "mit dem Ellbogen einer fremden Person im Gesicht etwas schwer fällt". (APA, 11.11.2019)