ÖVP-Chef Sebastian Kurz bei seiner Pressekonferenz.

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Ob sich die ausgestreckte grüne Koalitionshand, die am Montag von Sebastian Kurz ergriffen wurde, drücken lässt, bis sie türkis anläuft (oder die türkise hellgrün), muss sich zeigen. Vieles ist offen in diesen Tagen des Übergangs. Der rätselnde Bürger, im imaginären Vorzimmer der Koalitionstalks, sucht nach Zeichen der Klarheit. Es bleibt abseits von Sätzen wie "Die Atmosphäre ist gut" jedoch nicht viel.

Und "Im Zentrum" weiß auch Stefan Schnöll (Bundesobmann Junge ÖVP) nicht, wie die Atmosphäre beim Sondieren so war. Sagt er jedenfalls, um sich schnell mit Norbert Hofer anzulegen. Dessen FPÖ habe die Möglichkeiten der ÖVP durch den Austritt aus der Sondierung sehr limitiert!

Hofer hält sein Tun für einen völlig normalen Vorgang und zieht sich bald auch Johannes Rauchs Zorn zu (Grüne Vorarlberg). Der FPÖ-Chef sieht ja Katastrophen nahen (wenn die Koalition klappt) oder ein Scheitern. Schließlich müsste sich eine der beiden Verhandlungsparteien "nackt ausziehen" – oder es stünden am Ende beide "halbnackt" da. Rauch macht das unrund: "So grandios wie Sie kann man gar nicht scheitern! Nackt sind Sie, Herr Hofer!" Sätze, die einer gelassenen Debatte Schwung verleihen.

Später wird Helmut Schmidt zitiert ("Wer zu Kompromissen nicht fähig ist, taugt nicht zur Demokratie"); viel erhellender wird es jedoch nicht, auch nicht am Montag: Kurz erklärt, man sei nun am "Anfang eines Prozesses", und verspricht, "ehrlich" und "ergebnisoffen" zu verhandeln. Im imaginären Wartezimmer braucht der Bürger weiterhin Tonnen von Geduld. (Ljubiša Tošić, 12.11.2019)

DER STANDARD/APA