Austrias Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer hat schon einmal mehr gelacht.

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In der Generali-Arena vulgo Austria-Stadion ist wenig zu hören, man kann umso mehr lesen. Der Verein und die Fans verkehren miteinander oder gegeneinander brieflich. Der harte Kern auf der Osttribüne ist etwas aufgeweicht, er schweigt, bastelt stattdessen überdimensionale Transparente.

Am Sonntag war während des Fußballspiels gegen Mattersburg zu lesen: "Um eure Fehler zu kaschieren, versucht ihr die Fanszene zu ruinieren. Vorstand raus." "Viele Leute sind oder wurden gegangen, die Zeiten haben sich verändert, was blieb, sind wir Fans, an die man sich erinnert." "In Pasching hat man gesehen, der Vorstand muss jetzt endlich gehen."

Sechs Punkte hinter Platz sechs

"19 Euro für ein Gespräch mit P. Stöger? Die Nöstlinger hat schon für weniger Märchen erzählt." Die Austria hat übrigens die schwachen Mattersburger 2:1 geschlagen, sie zitterte dem Schlusspfiff entgegen. Die Teilnahme an der Meisterrunde scheint trotzdem unwahrscheinlich, der Rückstand aufs sechstplatzierte Hartberg beträgt sechs Zähler. Trainer Christian Ilzer, dessen Durchhaltevermögen kitschig ist, sagte: "Dieser Sieg tut uns allen gut, aber es wartet noch so viel Arbeit."

Es brodelt in Favoriten. Wirtschaftschef Markus Kraetschmer wurde von den Sonntagsmalern zum Sündenbock erklärt. Investiert sei nur in die Infrastruktur (Viola-Park) worden, nicht in die Mannschaft. Die Qualität und Zusammenstellung des Kaders sei ein Scherz. Sogar die Bestellung der Ikone Peter Stöger zum Sportvorstand wird dem 47-jährigen Kraetschmer angelastet, die Ultras sind gnadenlos.

Allerdings hat vor gut einer Woche nicht Kraetschmer beim 0:2 in Pasching gegen den LASK Raketen abgefeuert, die zu einer zehnminütigen Unterbrechung führten. Er meinte nur, die rote Linie sei überschritten, und kündigte Konsequenzen an. Die Austria ist einer der wenigen Vereine, die Stadionverbote aussprechen und umsetzen (circa 30), da könnte sich Rapid ein Scheiberl abschneiden.

Kein Mascherl

Fakt ist aber auch: Die Austria ist klamm. Kraetschmer bestätigte dem STANDARD, "dass ich trotzdem keine schlaflosen Nächte verbringe. Mit den Anfeindungen kann ich umgehen, wir erstellen einen Plan. Natürlich ist die Situation nicht einfach." Ende November wird der Geschäftsbericht vorgelegt. "Die Lizenz ist nicht in Gefahr." Investoren täten der Austria sicher nicht schlecht. "Geld hat kein Mascherl. Aber den Mäzen, der dir schnell ein paar Millionen gibt, wird es in der Phase nicht geben." Er, Kraetschmer, habe Fehler gemacht. "Es wurde aber kein Spieler verpflichtet, den nicht ein Sportdirektor vorgeschlagen hat. Vielleicht hätte ich mehr hinterfragen müssen."

Transfererlöse fehlten und fehlen. "Anfragen gibt es nur für Christoph Monschein." Als Kaufmann müsse er fürs untere Playoff planen. "Noch gehe ich vom oberen aus." Es sei wesentlich, sich nicht von den Emotionen der Fans leiten zu lassen. "Meine Hand ist stets ausgestreckt. Solange Grenzen nicht überschritten werden." Die 19 Euro Eintritt für den Fan-Talk mit Stöger beinhalten Speis und Trank, die Veranstaltung steigt am Samstag in der Generali-Arena, anschließend wird im TV das Länderspiel gegen Nordmazedonien geschaut. Bei diesem Termin schreibt die Austria rote Zahlen. Das ist kein Märchen. (Christian Hackl, 11.11.2019)