Der Schreibtisch von Komponist Alban Berg mit Totenmaske.

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Jene zwei Tonnen Aluminium mit ihren drei poetischen Schleifen vor der Wiener Staatsoper sind das sichtbare Zeichen der Aktivität einer Stiftung, die sich seit nunmehr 50 Jahren auch um die Pflege des Werkes von Alban Berg bemüht. Der Komponist und Innovator der Zweiten Wiener Schule hat sich sein Denkmal – durch aus Tantiemen gespeistem Stiftungsgeld – quasi selbst finanziert.

Die von Bergs Witwe Helene 1968 gegründeten Stiftung ist allerdings weitaus mehr als ein die Historie verwaltende Institution. Als Förderer war sie etwa Begleiter des Alban Berg Quartetts und dessen Uraufführungsaktivitäten. In dessen Fußtapfen ist nunmehr das ebenfalls unterstützte Alban Berg Ensemble Wien getreten, das im Wiener Musikverein einen eigenen Zyklus gestaltet.

Hohe Wertschätzung

Da war noch viel mehr: In den letzten Jahrzehnten wurden an die 1.200 Förderungen mit etwa elf Millionen Euro umgesetzt. Unter den prominenten "Empfängern" finden sich u.a. KomponistInnen wie Beat Furrer, Olga Neuwirth, Arvo Pärt, Alfred Schnittke und Johannes Maria Staud. Letzterer erhielt ein Stipendium, das ihm "damals als Studierenden finanziell sehr geholfen" habe. Diese Wertschätzung seiner Arbeit wäre "auch eine wesentliche Motivation" gewesen, weiter zu schreiben, so Staud, dessen Oper Die Weiden am Dienstag an der Wiener Staatsoper zu hören ist.

Inspiration mag auch der Besuch der Berg-Wohnung im von der Stiftung erworbenen hitzinger Wohnhaus bescheren, ein Besuch, der nun auch virtuell möglich ist (www.absw.at). Wäre nicht die Totenmaske des 1935 verstorbenen Tonsetzers, es bliebe der Eindruck, Alban Berg wäre nur kurz ausgegangen, um Notenpapier zu besorgen.

Berg am Klavier

Zu bewundern sind seine Bibliothek, Fotos und Gemälde u.a. von Arnold Schönberg und Gustav Mahler wie auch Alltägliches wie eine sehr geräumige Badewanne. Zu erkennen ist auch: Saß Berg am Klavier, blickte er just Mahler in die Augen. Wer eine 3D-Brille sein Eigen nennt, kann übrigens auch im Virtual-Reality-Modus durch Bergs Alltag spazieren. Neu auf der Homepage ist zudem das digitalisierte Fotoalbum von Helene Berg.

Es wird geforscht

Über der rund 150 Quadratmeter großen Wohnung, für deren gute Verfassung die Stiftung auch gegen den Trotzkopf-Käfer kämpfte, befindet sich das Büro mit sieben Mitarbeitern. Es wird geforscht, weiter an der Gesamtausgabe der Werke gearbeitet, also an einem Vorhaben, das seit 1986 betrieben wird. Dass Noten korrigiert werden, sei zwar sehr selten. Phrasierungsbögen und Crescendogabeln seien in der Gesamtausgabe jedoch viel näher an den Autografen, meinen Spezialisten der Stiftung, die auch das Entstehen der Ausgabe jener zwei zentralen Opernklassiker vorantreibt, also Lulu und Wozzeck.

Dafür werden noch Buchpaten gesucht, die sich an den Kosten beteiligen. Unterstützer sind durchaus erwünscht, da die Tantiemen seit 2005 – 70 Jahre nach dem Tod Bergs – ausgelaufen sind. Abgesehen von den Mieteinnahmen durch das Haus in der Trauttmansdorffgasse finanziert die Stiftung ihre Aktivitäten längst aus der Substanz. (Ljubiša Tošic,11.11.2019)