Viele alte Stromzähler hat er bereits abmontiert und durch neue ersetzt, noch viele werden folgen: Christopher Litschauer.

Foto: Robert Newald

Wien – Sein Arbeitsplatz ist in letzter Zeit immer öfter der Keller, genauer gesagt: der Zählerraum im Keller. "Nicht alle sind so hell und aufgeräumt wie dieser", sagt Christopher Litschauer. In der einen Hand hält er einen Schraubenzieher, in der anderen ein Tablet. Mit dem Kopf deutet er bis ans andere Ende des Gangs.

Links und rechts gehen Türen ab. Ein kleiner Teil des Kellergangs ist abgetrennt. An der Wand reiht sich Stromzähler an Stromzähler. Hier, auf Ebene minus eins im Wohnblock in Wien-Donaustadt, wird Litschauer die nächsten Stunden, möglicherweise auch einen Teil des Folgetages verbringen. Der 27-Jährige arbeitet für die Wiener Netze. Er ist Teil einer Spezialtruppe, die den größten Zählertausch in der Geschichte des Unternehmens stemmen soll.

Bis Ende 2022 sind österreichweit 5,5 Millionen alte, mechanische Ferraris-Zähler gegen neue, intelligente Strommesser zu tauschen. In Wien allein sind es 1,6 Millionen, wobei auch Einsprengsel in Niederösterreich und im Burgenland zum Tauschgebiet der Wiener gehören.

Zählertausch-Marathon

Litschauer hat schon viele Zähler getauscht, den ersten vor einem Jahr. Mitte November 2018 haben die Wiener Netze mit dem Rollout der sogenannten Smart Meter (siehe "Frage & Antwort" unten) begonnen, zuerst in Favoriten, bald auch in Meidling, jetzt intensiv in der Donaustadt. Ottakring steht vor dem Start, die anderen Bezirke folgen. Wie viele Zähler er bisher getauscht hat, kann Litschauer nicht sagen: "Ich habe aufgehört, die Zähler zu zählen."

Im Wohnblock in der Langobardenstraße in der Donaustadt warten 57 Zähler darauf, getauscht zu werden. Litschauer ist seit sieben Uhr im Einsatz. Auf seinem Diensttablet konnte er schon am Vortag ablesen, an welcher Adresse er heute gebraucht wird. Mit ihm sind noch etliche andere Monteure in umliegende Häuser ausgeschwärmt. Sie arbeiten zum Teil für A1 und P25, die im Auftrag der Wiener Netze ebenfalls Zähler tauschen. Diese befinden sich nicht nur in Kellerräumen, sondern teils auch in Zählernischen in Stiegenhäusern, an Hausfassaden oder direkt in den Wohnungen.

Prüfen und wieder prüfen

"Auf dem Handcomputer sehe ich genau, wo der Zähler hängt, den ich tauschen soll", sagt Litschauer. Bei jedem Zähler gibt es dieselbe Prozedur. Zunächst wird überprüft, ob es tatsächlich der zu tauschende Zähler ist, dann wird kontrolliert, ob die Verplombung beschädigt oder der Zähler anderweitig manipuliert wurde. Wenn nicht, wird der alte Zähler abmontiert und der neue festgeschraubt.

"Einmal kam eine Hausbewohnerin und wollte wissen, ob sie die Waschmaschine schon einschalten könne, sie müsse dringend weg", erinnert sich Litschauer. "Aber sicher", habe er gesagt. "Ein Kurzschlussbügel in die Steckleiste unterm Zähler – und die Sache ist geritzt." Selbst in der kurzen Zeit, in der kein Zähler hängt, fließe Strom durch die Leitung.

Die neuen Zähler, die im Auftrag der Wiener Netze von Siemens, Landis + Gyr sowie der slowenischen Firma Iskraemeco in ähnlichem Design und identer Konfiguration gebaut werden, sind gemäß dem Wunsch des jeweiligen Wohnungsnutzers voreingestellt, wenn sie Litschauer an der Wand montiert. Jeder Haushalt erhält rund sechs Wochen vor Zählertausch ein Informationsschreiben und drei Wochen vor dem tatsächlichen Termin einen zweiten Brief mit exaktem Datum. Wer den Zähler in der Wohnung hat, dem wird ein Zeitfenster von zwei Stunden vorgeschlagen.

Überspielen der Daten

In dieser Zeitspanne, die individuell angepasst werden kann, sollte dann wirklich jemand zu Hause sein, damit der Monteur den Zähler tauschen kann. Alle anderen können, müssen aber nicht dabei sein. Der Tausch selbst geht flott vor sich. "Pro Zähler ist das in fünf bis maximal sieben Minuten erledigt", sagt Litschauer. Dann seien auch die Kundendaten überspielt.

Litschauer hat noch fünf Stunden vor sich, bis sein Arbeitstag um 15 Uhr endet. Die abmontierten schwarzen Ferraris-Zähler wird er dann mitnehmen zu einem Sammelpunkt, so wie gestern, so wie vorige Woche, so wie seit Beginn der Tauschaktion. Die alten Zähler werden in ihre Einzelteile zerlegt und recycelt. Was mit den Rohstoffen dann passiert, weiß Litschauer nicht. Was er sicher weiß, ist, dass sein Wecker am nächsten Tag wieder um fünf Uhr früh klingeln wird. (Günther Strobl, 12.11.2019)