Team Thiem.

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Mitposten: Thiem vs. Djokovic, Di., 21 Uhr

Im Februar hat er die Arbeit mit Dominic Thiem als Touring-Coach begonnen, seit Mitte April hat Nicolas Massu Günter Bresnik als Trainer ganz abgelöst. Der zweifache Olympiasieger aus Chile betreut den Weltranglisten-Fünften mit südamerikanischem Feuer und einer besonderen Leidenschaft für das Tennis. Vor kurzem wurde die Zusammenarbeit mit Massu auf 2020 ausgedehnt.

Nach eineinhalb Jahrzehnten akribischer Vorarbeit von Bresnik hat sich Massu mit Thiem dieses Jahr schon über fünf Turniersiege, drei davon auf Hardcourt, freuen dürfen. "Ich glaube, seit ich mit ihm zu arbeiten begonnen habe, hat er das ganze Jahr Energie und Motivation gehabt. Da war nur der Virus in Cincinnati und bei den US Open. Danach hat er sehr gut gearbeitet", freut sich Massu in London.

Gesteigerte Aggressivität

"Er spielt auf fast allen Belägen gut. Gegen Federer in der Halle auf diesem Belag zu spielen, ist eine große Herausforderung. Er hat gut gespielt und gewonnen. Ich bin sehr glücklich", sagte Massu noch unter dem Eindruck des 7:5, 7:5-Auftakterfolgs von Thiem über den Schweizer.

Über sich selbst oder seinen Anteil an Thiems Steigerung auf Hartplatz redet der bescheidene Chilene nicht gern. "Ich gebe einfach jeden Tag 100 Prozent, um ihm zu helfen, sein bestes Tennis zu spielen." Man habe vor und nach Indian Wells viel miteinander gesprochen. "Ein paar kleine Veränderungen machen auf Hartplatz große Unterschiede." Eine davon war eine doch gesteigerte Aggressivität. "Er ist sehr smart, hat einen guten Touch. Die Ergebnisse machen ihn sicher glauben, dass er überall gut spielen kann. Auf der Tour gibt es wenige so komplette Spieler wie ihn", schwärmt Massu vom 26-jährigen Niederösterreicher.

"Alles beruht auf Selbstvertrauen"

Massu hat versucht Thiem mehr Optionen zu geben für alle Beläge. Für ihn war es wichtig, dass nach ein paar Monaten der Erfolg auf Hartplätzen gekommen ist. "Du bist in diesem Sport allein auf dem Court, du hast nicht wie im Fußball zehn andere neben dir. Alles beruht auf Selbstvertrauen", erklärt der 40-Jährige.

Wichtig ist Massu auch das schnelle Adaptieren an andere Bedingungen, aber auch die Erkenntnis, dass es nicht immer nur Hochs gibt. "Jetzt hat er Selbstvertrauen, die Saison war unglaublich. Er muss an seine Arbeit glauben, auch wenn es einmal nicht so gut geht."

Ganz wichtig war für Massu in diesem Jahr freilich der doppelte Heim-Triumph in Kitzbühel und Wien. "Es ist nicht einfach, vor deinen Freunden und deiner Familie zu gewinnen. Dadurch, dass er es im gleichen Jahr geschafft hat, wird er in Zukunft ruhiger sein."

Das beste Tennis

Beim Ausblick auf 2020 und die möglichen Ziele ist Massu ganz klar. "Normalerweise wird immer gefragt, wann er die French Open gewinnen wird, wann seinen ersten Slam. Für mich ist das Wichtigste, dass Dominic glücklich ist. Wenn er das ist, spielt er sein bestes Tennis. Man kann jeden Tag 20 Stunden trainieren, aber wenn du nicht glücklich bist, ist es so schwer, es auf dem Platz zu genießen und dein bestes Tennis zu zeigen."

Für Massu ist Thiem im besten Tennisalter. "Sehr jung, aber mit Erfahrung. Die nächsten vier Jahre werden sehr wichtig für seine Karriere", glaubt der Südamerikaner. Kann sein Schützling hundertprozentig fit bleiben, ohne Verletzung, Virus oder sonstige Probleme, dann "hat er die Chance, einen Slam zu gewinnen. Er war ja auch zweimal schon knapp dran." (APA, red, 12.11.2019)