Fast hätte ich jetzt gesagt, ein Smoking kommt auch nicht aus der Mode. Doch wie Limousinen sieht man den Black Tie auch immer seltener. Jeans und Pullover sind die SUVs der Kleidungsbranche.

Alfa Romeo hat mit der Giulia vom Design bis hin zum Hinterradantrieb alles richtig gemacht.
Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Doch es waren gar nicht die SUVs, die das Ende der Hochblüte der Limousinen eingeläutet haben. Das passierte schon viel früher. Umso schöner ist es, dass es immer noch eine Handvoll von ihnen gibt, vor allem in Kombination mit dem stilvollen Hinterradantrieb. Das bedeutet: keine Antriebseinflüsse an der Lenkung und weniger Tendenz zum Schieben. Auch wenn heute alle Hinterradler schon aus Sicherheitsgründen ebenfalls so ausgelegt sind.

200 PS-Benziner

Q2 ist das Kürzel für den Hinterradantrieb bei Alfa Romeo. Bei der Test-Giulia gehören zu diesem auch noch ein aufgeladener, zwei Liter großer Turbo-Benziner mit 200 PS – der dem Wagen besser steht als der Diesel – und eine knackige Acht-Gang-Wandlerautomatik. Das passt alles hervorragend zusammen, und das Fahrerlebnis kann man zwischen edel und sportlich einordnen.

So muss das Heck eines Autos aussehen.
Foto: Guido Gluschitsch

DNA-Modi

Drei Fahrmodi bietet Alfa Romeo an, dynamic, normal und all weather. Da sind die Italiener anglophil, auch den Schriftzug Benzina bei der Tankuhr vermissen wir schmerzlich. Allein am Drehzahlmesser liest man noch die Giri ab.

Die Runden am Lenkrad sind ebenso überschaubar. Alfa Romeo rühmt sich gerne mit der direkten Übersetzung der Lenkung. Wenn ich noch einmal persönlich werden darf: Mir ist das für einen Straßenwagen zu viel. Eine saubere Linie zu fahren wird dadurch schwieriger, weil man zu leicht überlenkt. Aber es ist gut möglich, dass man sich daran rasch gewöhnt. Dann hunzt es einen halt vielleicht, in anderen Autos. Obwohl, mit dem Technik-Update 2020 wird die Lenkung weniger eckig, verrät Andreas Stockinger, der die neue Giulia schon fuhr.

Al stilvoll kann man auch das Innenraum-Design bezeichnen.
Foto: Guido Gluschitsch

Patschert und verliebt

Eigenes Unvermögen war es auch, das die Bedienung des Scheibenwischers verkomplizierte. Aber damit sind wir schon fertig mit den Mankos – für die der Wagen ja eh auch gar nichts kann. Der Rest ist fast schon bemitleidenswerte Schwärmerei.

Weil die 200 PS in diesem Wagen so viel Spaß machen wie sonst nur 300. Weil man mit der Giulia edel herumgondeln kann und sie sich im Dynamic-Modus in eine entzückende Furie verwandelt. Weil sie das Nummernschild immer noch auf seinen Platz verweist, damit das Familienwappen wirken kann.

Weil einen die Kombination aus Romeo und Giulia unweigerlich der Literatur näher bringt. Und weil man mit dieser Giulia immer stilvoll unterwegs ist. Egal ob man gerade Jeans und Pullover trägt oder, noch besser, einen Smoking. (Guido Gluschitsch, 14.11.2019)

Und noch einmal ganz klassisch sind die beiden Rundinstrumente.
Foto: Guido Gluschitsch