Ausgeklügelte Schummelsoftware lässt unfaire "PUBG"-Spieler ihre Gegner stets im Auge behalten und mühelos töten.

Foto: Youtube/Xanosche

Sie sind die wohl größte Plage in Multiplayerspielen aller Art: Cheater. Mitspieler, die sich mit zusätzlichen Programmen oder der Manipulation von Spieldateien einen unfairen Vorteil am Schlachtfeld sichern. Immer, wenn ein neues Schlupfloch in den Anti-Cheat-Mechanismen gefunden wird, müssen sich faire Gamer mit einer frischen Welle an Betrügern auseinander setzen. Mitunter dauert es Wochen oder Monate, bis die Hersteller effektive Gegenmaßnahmen setzen und die Cheater verschwinden. Zumindest bis das nächste Leck auftaucht.

Verärgerte Spieler rücken dann gerne aus, um negative Rezensionen über ihr Game zu verfassen. Dabei taucht immer wieder eine Verschwörungstheorie auf. Diese lautet: Die Spielestudios seien deswegen so träge im Umgang mit den Cheatern, weil sie diese bei Laune halten wollten, damit sie das Spiel nach ihrer Sperrung erneut kaufen. Aber geht diese Rechnung tatsächlich auf?

Ein Youtuber führt aktuelle "PUBG"-Cheatsoftware vor.
Xanosche

Cheater kaufen nicht zum Vollpreis

Die kurze Antwort: nein. Erklären lässt sich das gut am Beispiel des Battle-Royale-Games Playerunknown's Battlegrounds (PUBG), bei dem aktuell ebenfalls wieder viele Partizipanten von Begegnungen mit betrügerischen Kontrahenten berichten. Dürfen diese einige Wochen unbehelligt mitspielen, bevor es wieder umfassende Sperren gibt, so könnte man mit ihnen Geld machen, wenn sie danach das Spiel erneut kaufen.

Die Rechnung geht jedoch nicht auf. PUBG kostet zwar normalerweise 30 Euro, jedoch ist das Game immer wieder ermäßigt um 15 Euro oder weniger zu haben. Dass Wiederholungstäter dort zuschlagen, darf aber bezweifelt werden. Viel näher liegt hier der Gang zu einem der zahlreichen Key-Reseller. Dort ist PUBG schon für 1 bis 2 Euro zu haben. Und weil im Vorfeld des Key-Weiterverkaufs oft auch Kreditkartenbetrug im Spiel ist, dürften oft nicht einmal diese Kleinbeträge bei der PUBG Corporation landen.

Die wahren Nutznießer sind jene dubiosen Seiten, auf denen Cheatsoftware kostenpflichtig angeboten werden – manchmal sogar schon im Monatsabo. Die Anbieter betreiben auch Influencer-Marketing und bezahlen etwa Youtuber für Werbeeinschaltungen in ihren Videos.

Mehr Cheater, weniger Einnahmen

Erschwerend kommt hinzu, dass die Basis aktiver Spieler bei PUBG schon länger schrumpft und auch zuletzt weiter abgebaut hat. Daraus lässt sich ableiten, dass generell nicht sehr viele neue Spieler hinzukommen und die Verkaufszahlen dementsprechend niedrig sind. Es ist naheliegend, dass die PUBG Corp, das trotz deutlichen Spielerschwundes 2018 auf Umsätze von 920 Millionen Dollar kam, längst mehr mit angebotenen Mikrotransaktionen für Season-Pässe, Skins und andere Inhalte verdient. Umso mehr gilt das natürlich für reine Free2Play-Titel, die ihr Geld ausschließlich auf diese Weise machen.

Das führt zu einem weiteren Problem. Cheater haben auch wenig Gründe, selber Geld für Skins, Season-Pässe und anderen zusätzlichen Ingame-Content auszugeben. Denn sie müssen jederzeit mit einer Sperrung ihres Accounts rechnen, womit auch die digitalen Güter verloren gehen. Ihre Aktivitäten hingegen vertreiben aber faire Teilnehmer, die potenziell Geld einwerfen könnten. Das lässt sich auch an zahlreichen Steam-Rezensionen nachvollziehen, in denen Spieler, die bis dahin schon hunderte oder tausende Stunden in PUBG verbracht haben, ihren Rückzug ankündigen und tatsächlich in der jüngeren Vergangenheit auch keine Zeit mehr in das Game investiert haben.

Fazit

Cheater erodieren in Multiplayerspielen die Basis an Teilnehmern, die für den Umsatz von essenzieller Bedeutung ist. Gleichzeitig gibt es für sie selbst keine Incentives, Geld in Mikrotransaktionen zu stecken, die die wichtigste Einnahmequelle für fast alle Games ohne verpflichtendem Monatsabo sind. Auch Spiele wie PUBG, die für eine einmalige Zahlung zu haben sind und zusätzlich erwerbbaren Ingame-Content anbieten, können langfristig nur über Mikrotransaktionen überleben.

Entwickler wären also denkbar schlecht beraten, mit den Betrügern gemeinsame Sache zu machen. Dass die Bekämpfung neuer Schummelsoftware mitunter länger dauert, hängt schlicht damit zusammen, dass es sich um umfangreiche und komplexe Games handelt und die Spielestudios in einem ständigen Rüstungswettlauf mit technisch versierten Cheatprogrammierern stehen – die hier die wahren Profiteure sind. (Georg Pichler, 18.11.2019)