Viele Entwicklungen deuten darauf hin, dass in Zukunft Innovation, Produktentwicklung und Fertigung anders gestaltet werden als heute.

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Villach – Viele Entwicklungen deuten darauf hin, dass in Zukunft Innovation, Produktentwicklung und Fertigung anders gestaltet werden als heute. Man sieht einer "Demokratisierung der Produktion" entgegen. Jeder Mensch kann Konsument und Produzent gleichzeitig sein, so die Devise. Doch wie könnte diese Welt konkret aussehen?

Das ist eine der Fragen, mit der sich Experten beim neunten Innovationskongress Villach auseinandersetzen, der von 12. bis 14. November stattfindet. Die Veranstaltung beschäftigt sich mit Entwicklungen im Bereich von Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen sowie technologischen Veränderungen. 1600 Gäste wurden heuer erwartet.

Wortschöpfung "Prosumer"

Erstmals ist ein "Smart Living Forum" Teil des Events. Wie wir künftig leben und arbeiten werden, ist die zentrale Frage. Der Vision der "Prosumer" als Mischwesen aus Konsumenten und Produzenten ist dabei ein eigenes Panel gewidmet. Roland Willmann, Professor für Industrial Management der FH Kärnten, versammelt hier in einem Vortrag die vielen Trends, die an dieser Zukunftsvorstellung Anteil haben.

Eine Rahmenbedingung einer Demokratisierung der Produktion ist die Vorhersage, dass der technologische Fortschritt einen Teil der menschlichen Arbeitskraft überflüssig macht und Instrumente wie Arbeitszeitverkürzung oder ein allgemeines Grundeinkommen zur Anwendung kommen.

"Dabei besteht die Gefahr, dass sich eine Zweiklassengesellschaft herausbildet", sagt Willmann. "Es stellt sich die Frage, wie sich die Bezieher von Grundeinkommen und alle, die freie Ressourcen haben, einbringen und selbst verwirklichen können."

Maker-Spaces und Fab-Labs

Die technologischen Rahmenbedingungen sehen nicht schlecht aus: Man könne weltweite Verbindungen aufbauen, voneinander lernen. Hochentwickelte Fertigungsmaschinen wie Lasercutter oder 3D-Drucker werden in offenen Werkstätten, sogenannten Maker-Spaces oder Fab-Labs, zugänglich. Es bilden sich Communitys, die den Austausch erlauben, zählt Willmann auf.

Dazu kommen ökologische Aspekte: Zero-Waste-Bewegungen, der Bedarf an Kreislaufwirtschaft, Produkte, die wieder länger benutzbar bleiben und reparierbar sind. Wissensaustausch zwischen den Generationen soll eine Rolle spielen.

Urban Manufacturing bringt innovative Produktionstechnologien in die Stadt, Start-ups oder Community-Projekte entstehen. Outsourcing und eine neue Freelancer-Kultur sollen Raum greifen und ganze Lieferketten extern organisierbar machen. Unternehmen sollen das Potenzial weltweit verfügbarer Experten via Open-Innovation-Plattformen anzapfen können.

Ob die Vision dieser Wirtschaftswelt tatsächlich auf breiter Basis Realität werden kann, bleibt abzuwarten. Viele Aspekte sind zumindest in Ansätzen bereits vorhanden.

Willmann verweist etwa auf ein Fab-Lab an der FH Kärnten, das Schüler und Öffentlichkeit einlädt, neue Produktionstechnologien kennen zu lernen und die eigene Kreativität auszuleben. Erste erfolgreiche Start-ups seien in diesem Umfeld bereits entstanden. (Alois Pumhösel, 14.11.2019)