Zitternd in der Kälte zu stehen, ist auch keine Lösung.

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Achtung, das ist wieder einmal ein beinhartes Protestlied. Es gibt nämlich interessante Neuentwicklungen bezüglich des mit 1. November in Kraft getretenen Rauchverbots in Lokalen. Das Wichtigste: Ich gehe auch aufgrund der aktuellen Außentemperaturen und der Winterzeit ab 18 Uhr nur noch ungern vor die Tür. Dunkel, kalt, wäh.

Und: Den in den Wänden, den Gardinen und in den Kellnern im Stammcafé am Gürtel imprägnierten Rauchgeruch von 91 Jahren Nikotinmissbrauch kann ich auch daheim im Wohnzimmer locker mit frischen Tschicks nachstellen. Und ich muss zum Rauchen zwischendurch nicht zitternd wie ein Schülerbub draußen in der Kälte zu stehen.

Wir haben allerdings die Küche zum Raucherkammerl umgewidmet. Frisch in der Wohnung aufgehängte Wäsche ist für Pofelfäule sehr empfänglich. Und wer will dieser Tage noch in der U-Bahn gleich als charakterschwacher Raucher gebrandmarkt werden, jetzt, wo man olfaktorisch nicht einmal noch mit Pizzaschnitte und Kebabsemmel seine Sucht verdecken darf?

Rauchen wie ein Schlot

Am letzten Tag, an dem man in Lokalen rauchen durfte, verspürte ich übrigens gegen Mitternacht, als der DJ in der Bar "Smoke Gets In Your Eyes" von Bryan Ferry spielte und man sich in einer im Vollbetrieb befindlichen Selchkammer wähnte, entschiedene Atemnot. Der Heimweg gestaltete sich als schnaufende, wenn auch spürbare Erleichterung.

Apropos Winterzeit und abends nicht mehr vor die Tür: Spät, aber doch habe ich auf Netflix endlich die Serie "Peaky Blinders" in Angriff genommen, sozusagen die britische Version der "Sopranos". Sie spielt in den frühen 1920er-Jahren in der Industriestadt Birmingham im Gangstermilieu. In der Stadt rauchen nicht nur die Schlote der Fabriken, auch die Gangster rauchen wie die Schlote. Kaum eine Szene, in der nicht eine Zigarette angezündet wird und sich jemand ein Achterl irischen Whiskey einschenkt.

Dank bis dato fünf vorliegender Staffeln der "Peaky Blinders" und einer gewissen Neigung zum Binge-Watching habe ich aktuell einen derartigen Graus vorm Tschicken, dass es daheim nach fünf Staffeln in vier Tagen beinahe riecht wie ein mit Feinstaub nur minimal überzogener Fliederbusch in den britischen Midlands. (Christian Schachinger, 13.11.2019)