Der Funktionsumfang des iPad-Photoshop ist noch dürftig, auch so manches groß angekündigte Feature muss erst noch nachgeliefert werden.

Foto: Adobe

Rezensionen im Internet sind immer mit Vorsicht zu genießen. Doch was sich gerade rund um die iPad-Ausgabe der beliebten Bildbearbeitungs-Software Adobe Photoshop abspielt, beruht wohl auf ehrlicher Empörung. In Apples iTunes-Store steht das Programm kurz nach der Veröffentlichung bei mageren zwei von fünf Sternen, und viele grantige Rezensenten bringen die gleichen Klagen vor.

Vor allem geht es um Funktionen, die dem kostenpflichtigen Programm abgehen sollen. Sieben Tage lang können Nutzer es gratis testen, danach werden – je nach Zahlungszeitraum – zwischen 24 und 35 Euro monatlich fällig. Rezensenten, auch auf Youtube, nennen die Version in ihrem aktuellen Zustand "enttäuschend".

Dev Ed

"Schmerzhafte" Reaktionen

Eingebrockt hat sich Adobe den Ärger freilich auch selber. Denn im Vorfeld präsentierte man das iPad-Photoshop gemeinsam mit Apple als vollwertiges Grafiktool, inklusive Features wie ein KI-basiertes Tool zur Auswahl von Objekten. Diese und andere Funktionen fehlen in der Release-Version jedoch und soll erst per Update nachgeliefert werden. Auch mit Abstürzen und Bugs ärgern sich manche Nutzer.

Adobes Produktchef Scott Belsky hat im Vorfeld der Veröffentlichung noch versucht, die Erwartungen zu dämpfen und zu erklären, dass die iPad-Ausgabe noch nicht vollständig sein werde, allerdings erfolglos. Die negativen Rezensionen zum Start nennt er "schmerzhaft".

Die für Photoshop verantwortliche Managerin Jenny Lyell erklärt gegenüber The Verge, dass sich die Umsetzung des Programms schwer gestaltet hat, zumal man sicherstellen wolle, dass die Ergebnisse der Grafikbearbeitung sich am PC und am Apple-Tablet ident sind. Beide Versionen teilen sich daher die gleiche Codebasis, ein Problem ist allerdings, dass die Desktop-Ausgabe manche Werkzeuge als Plug-in implementiert hat, während die iPad-Ausgabe keine Plug-ins unterstützt.

Adobe Creative Cloud

Dem Ärger der Kundschaft will man nun mit schneller Nachrüstung begegnen. Mindestens im Monatstakt soll das neue Photoshop aktualisiert und Funktionen nachgereicht werden. Das wird auch dringend nötig sein. Denn es gibt durchaus Konkurrenz. Tools wie Affinity Photo bieten am iPad mehr Umfang als Adobes Produkt und können zudem mit einer Einmalzahlung erworben werden. (red, 12.11.2019)