Im Schwurgerichtssaal des Salzburger Landesgerichts musste sich eine deutsche Wandergruppe, die am Untersberg ein Gruppenfoto mit Hitlergruß gemacht haben soll, verantworten.

Foto: Stefanie Ruep

Salzburg – Wegen Sieg-Heil-Rufen und Posierens mit Hitlergruß auf dem Untersberg bei Grödig muss sich eine Gruppe Deutscher seit Dienstag vor dem Salzburger Landesgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen nationalsozialistische Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz vor. Drei Anzeigen gingen wegen der zwölfköpfigen Reisegruppe im April 2017 bei der Polizei ein.

Zwei Skitourengeher aus Salzburg beobachteten, wie mehrere Personen am Gipfel Sieg Heil riefen und die rechte Hand zum "Deutschen Gruß" streckten. Sie verständigten die Polizei. Die Beamten waren bereits auf der Suche nach der Gruppe, weil eine Pensionsmitarbeiterin mit Hakenkreuzen beklebte Bierdeckel und ein aus Holz geschnitztes Wappen der "Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe" entdeckt hatte. Sieben Mitglieder der Gruppe sind nun angeklagt, zwei erschienen nicht vor Gericht. Sie wurden aus dem Verfahren ausgeschieden und werden gesondert verhandelt.

NSU-Anwalt hält Verbotsgesetz für menschenrechtswidrig

Der Erstangeklagte lässt sich von dem durch den NSU-Prozess bekannt gewordenen Rechtsanwalt und NPD-Mitglied Wolfram Nahrath vertreten. Dieser bezeichnete die Anklage als "unverständlich und unwirksam". Die Schwarze Sonne, die sein Mandant auf der Heckklappe seines Autos hatte, sei "nicht typisch für eine nationalsozialistische Organisation". Der Verteidiger stellte gleich nach der Aufnahme der Personalien den Antrag, den Prozess zu vertagen, weil er das Verbotsgesetz vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bringen wolle. Nicht der erste Versuch solch einer Verteidigung.

Vorsitzende Richterin Bettina Maxones-Kurkowski wies den Antrag ab und führte eine ganze Liste an Entscheidungen an. Daraufhin setzte der Verteidiger auf Schweigen. Bevor sein Mandant auf die Frage der Richterin, wie es zu dem Treffen kam, antworten konnte, unterbrach Nahrath ihn und erklärte: Den Aufkleber der Schwarzen Sonne habe sein Mandant auf dem Auto gehabt, das Wappen im Hotelzimmer räume er ebenfalls ein. "Weitere Angaben wird er nicht machen", sagte der Rechtsanwalt.

Alle Angeklagten bekannten sich nicht schuldig und schwiegen überwiegend zu den Vorwürfen. Einzig ein junger Mann gab Auskünfte zu dem Vorfall. Er sei weiter hinten gegangen, um einer nicht so geübten Wanderin zu helfen, und bei dem Gruppenfoto nicht dabei gewesen. Was später auch die beiden Zeugen bestätigten. Als Grund für das Zusammentreffen der deutschen Gruppe am Untersberg nannte der junge Mann Lichtarbeit.

Ein Lichtstrahl aus dem Berg bringe Frieden

"Dafür stellt man sich in einem Kreis auf, nimmt sich an den Händen, und man stellt sich vor, aus dem Boden kommt ein Lichtstrahl heraus – blau oder gelb – je nachdem. Es geht um positive Energie und Frieden", sagte der Angeklagte. Sein Vater, der als Zeuge geladen war, führte die sogenannte Geomantie noch näher aus. Es brauche Leute, die Licht in die Welt schicken. Der Untersberg sei als Sagenberg besonders geeignet dafür. Der Untersberg ist immer wieder Anziehungspunkt für rechte Esoteriker. Verschwörungstheoretiker sehen den Berg gar als Ort, an dem ein Erweckungsstrahl die Landeposition für Nazi-Ufos signalisiert, die ein "deutsches Lichtreich" einführen sollten.

Vater und Sohn behaupteten, die Gruppe habe Berg Heil gerufen. Das schlossen beide geladene Zeugen aus. Sie seien nur etwa zwei oder drei Meter von der Gruppe entfernt gestanden. Ein Fotograf habe den Hitlergruß zuerst gemacht und Sieg Heil gerufen. Die anderen hätten im Chor "richtig mit Begeisterung" ebenfalls Sieg Heil zurückgerufen und den rechten Arm zum Hitlergruß gehoben. Am Mittwoch wird der Prozess fortgesetzt und ein Urteil erwartet. (Stefanie Ruep, 12.11.2019)