Die neue Linke-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali wurde am Dienstag als Nachfolgerin von Sahra Wagenknecht gewählt, ihr Vize Dietmar Bartsch wurde wiedergewählt.

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Berlin – Die Linksfraktion im Deutschen Bundestag hat eine neue Spitze: An die Stelle der bisherigen Fraktionschefin Sahra Wagenknecht tritt Amira Mohamed Ali, der Ko-Vorsitzende Dietmar Bartsch wurde nach vier Jahren auf dem Posten wiedergewählt.

Amira Mohamed Ali

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Die 39-Jährige ist Rechtsanwältin, sie sitzt erst seit 2017 im Bundestag. Einer größeren Öffentlichkeit ist Mohamed Ali, die dem linken Flügel der Partei zugerechnet wird, bisher nicht bekannt. Die gebürtige Hamburgerin vertritt den niedersächsischen Wahlkreis Oldenburg-Ammerland im Parlament. Im zweiten Wahlgang setzte sie sich mit 52 Prozent gegen Caren Lay durch, die als Vertraute von Parteichefin Katja Kipping gilt.

Mohamed Ali ist Sprecherin ihrer Fraktion für Verbraucher- und Tierschutz, unter anderem setzt sie sich für Verbraucherrechte und gegen die Intensivtierhaltung ein.

Die Linke müsse in Zeiten "des unsäglichen Rechtsrucks, des wachsenden Antisemitismus und Rassismus" deutlich machen, auf welcher Seite sie stehe, begründete Mohamed Ali ihre Kandidatur. Es sei wichtig, dass persönlich Betroffene wie sie selbst politische Führungsverantwortung übernähmen. Mohamed Ali ist Tochter eines Ägypters und einer Deutschen. Sie ist seit vielen Jahren in der Oldenburger Musikszene aktiv, singt und spielt Gitarre.

Es gehe jetzt darum, als Fraktion nach vorne zu schauen und "mit vereinten Kräften die Herausforderungen anzunehmen", beschwor Mohamed Ali nach ihrer Wahl die Geschlossenheit der Abgeordneten. Sie sei "überzeugt, diese Aufgabe gut auszufüllen", auch wenn sie sicher erst "da reinwachsen" müsse.

Dietmar Bartsch

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Der studierte Ökonom gilt als führender Repräsentant des Reformerflügels in der Partei. Der 61-Jährige drängt die Linke stärker als die meisten anderen, sich einem Bündnis mit SPD und Grünen zu öffnen. Bartsch hat eine lange Parteikarriere absolviert: Von 1991 bis 1997 war er Schatzmeister der Vorläuferpartei PDS, im selben Jahr übernahm er bis 2002 den Posten des Bundesgeschäftsführers.

Von 2005 bis 2010 hatte der Politiker aus Mecklenburg-Vorpommern dieses Amt dann bei der Linken inne. 2010 wurde er in der Fraktion zunächst stellvertretender Vorsitzender, seit Oktober 2015 ist er Fraktionschef – gemeinsam mit Wagenknecht. Mit der Repräsentantin des linken Parteiflügels hat er gut zusammengearbeitet.

Beide eint die Sorge um die angestammte Wählerklientel im Osten. Nach der Wahlschlappe der Linken bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen schloss sich Bartsch der Einschätzung Wagenknechts an, seine Partei sei mitverantwortlich für die Erfolge der AfD: "Es ist immer eine Niederlage für eine linke Partei, wenn die Rechte so stark wird", sagte er.

Doch eben weil Bartsch inzwischen als der führende Repräsentant der ostdeutschen Linken aus der früheren PDS gilt, wird er mitverantwortlich gemacht für die Stimmverluste in den neuen Ländern. Das dürfte auch der Grund für sein mageres Ergebnis von 63,7 Prozent bei der Wahl sein. (APA, 13.11.2019)