Die Umstellungen beim Vielfliegerprogramm der Lufthansa-Gruppe wurde in den letzten Tagen heiß diskutiert.

Foto: Austrian / Miles & More

Ab 2021 wird sich für österreichische Vielflieger einiges ändern, denn Miles & More, das Vielfliegerprogramm von Austrian Airlines und der Lufthansa-Gruppe, erfindet sich neu. Ziel des grundlegenden Umbaus ist, die Qualifikationskriterien für den begehrten Vielfliegerstatus simpler und transparenter zu gestalten.

Bisher entscheidet die Anzahl an Statusmeilen bzw. Hon-Circle-Meilen über einen Aufstieg in den Club der Frequent Traveller, Senatoren oder Hon-Circle-Mitglieder. Diese werden aus einem Mix von einem buchungsklassenabhängigen Multiplikator zwischen 25 Prozent und 300 Prozent sowie der geflogenen Distanz ermittelt. Dazu kommen noch zahlreiche Ausnahmen. Mit fast 30 Partnerairlines ergibt dies unzählige Kombinationsmöglichkeiten, bei denen nicht nur Kunden den Durchblick verlieren.

Neugestaltung des Vielfliegerprogrammes

Doch Anfang 2021 soll alles einfacher werden: Statt Statusmeilen gibt es dann Statuspunkte, und statt aufwendiger Kalkulation muss man sich nur noch sechs Werte merken. Denn die Statuspunkte werden ab dann ausschließlich basierend auf einem Mix von Reiseklasse (Economy, Premium Economy, Business, First Class) sowie der Flugkategorie (kontinental oder interkontinental) ermittelt. Die Buchungsklasse spielt keine Rolle mehr.

Wer etwa innerhalb Europas fliegt, erhält pro Segment in der Economy Class fünf Statuspunkte, ein Flug in der Business Class sammelt zehn Statuspunkte. Auf einem interkontinentalen Flug gibt es in der Economy Class 15 Punkte, in der Premium Economy Class 20 Punkte, in der Business Class 50 Punkte und in der First Class 70 Punkte.

Umsatzbasierte Berechnung

Ob es sich dabei um ein günstiges oder teures Ticket handelt, ist für die Statuspunktevergabe egal. Der Preis hat von 2021 an nur noch Einfluss auf die Anzahl an Prämienmeilen, denn diese werden seit März 2018 zum Großteil umsatzbasiert berechnet. Ein Hin- und Rückflug in der AUA-Business-Class von Innsbruck über Wien nach New York würde nach dem neuen System 120 Statuspunkte sammeln (2 x 10 + 2 x 50) und somit fast für den Frequent-Traveller-Status ausreichen. Diesen gibt es schon ab 160 Statuspunkten pro Jahr. Für den Senator Status benötigt man immerhin 480 Statuspunkte und für den Hon-Circle-Status ganze 1.500 Statuspunkte pro Kalenderjahr.

Flüge mit Austrian & Co bevorzugt

Im Gegensatz zum aktuellen System muss mindestens die Hälfte der benötigten Meilen für den Frequent-Traveller- und Senator-Status mit vollintegrierten Miles-&-More-Partnerairlines erflogen werden. Dazu gehören neben Austrian Airlines, Lufthansa und Swiss auch Lot, Eurowings, Brussels sowie Luxair, Air Dolomiti und Croatia Airlines. Der Hon-Circle-Status muss wie bisher ausschließlich mit diesen Airlines erflogen werden. Eine Neuerung ist hier, dass ab 2021 auch Economy-Class-Flüge für die Qualifikation zulässig sind.

Kunden mit günstigen Tickets zählen zu den Gewinnern

Insgesamt dürften die Änderungen für viele Kunden positiv sein. Gerade wer oft auf günstigen Tickets in der Economy und Business Class unterwegs ist, profitiert vom neuen System. So haben erstmals auch Kunden, die häufig günstig in Economy Class in Europa fliegen, eine realistische Chance auf den Senator-Status, denn diesen gibt es dann nach 48 Hin- und Rückflügen innerhalb eines Kalenderjahres. In der Business Class reichen bei Flügen mit Zubringer bereits vier günstige Business-Class-Tickets pro Jahr zum Senator Status aus.

Kürzere Statusgültigkeit

Aber die für viele einfacheren Qualifikationsbedingungen haben natürlich auch ihren Preis, denn der Status ist mit Einführung des neuen Programmes nur noch mindestens eines statt wie bisher zwei Jahre gültig. Somit muss man, wie auch bei anderen europäischen Airlines schon üblich, jedes Jahr die benötigten Statuspunkte einfliegen.

Verlierer im neuen System

Verlierer sind Kunden, die oft teure Economy und Business Class Tickets buchen. Da es nur noch einen Wert pro Reiseklasse gibt, erhalten diese dieselbe Anzahl an Statuspunkten wie Reisende mit einem günstigen Angebotsticket und keinen zusätzlichen Executive Bonus mehr. Wer hauptsächlich in der Premium Economy Class unterwegs ist, wird auch nicht über die Neuerungen erfreut sein, denn diese Flüge sammeln ab 2021 mit 20 Statuspunkten nur noch wenig mehr als Flüge in der Economy Class. Bisher entsprachen die Werte denen der rabattierten Business Class, die jetzt 50 Punkte bringt, also das 2,5-fache.

Vielflieger statt Vielzahler

Insgesamt belohnt das neue Programm somit besonders Vielflieger und nicht nur Vielzahler, wie es etwa bei einem großen US-amerikanischen Bonusprogramm bald auf der Tagesordnung steht. Somit sind die Änderungen auch als Beitrag der Lufthansa-Gruppe zur Debatte über die Definition von Loyalität zu verstehen. Denn die Änderungen zeigen, dass die Lufthansa-Gruppe besonders die Reisenden belohnen möchte, die unabhängig vom Ticketpreis oft auf vollintegrierten Miles-&-More-Partnerairlines in Premium-Klassen unterwegs sind. Darauf zielen auch die neuen Lifetime-Status-Levels ab, die auch Anfang 2021 eingeführt werden. Wer innerhalb seiner Miles-&-More-Mitgliedschaft 7.500 Statuspunkte mit den vollintegrierten Miles-&-More-Partnerairlines erflogen hat, erhält den Frequent-Traveller-Status auf Lebenszeit. Für den Liftetime-Senator-Status werden 10.000 Statuspunkte plus zehn Jahre Senator-Mitgliedschaft vorausgesetzt.

Längst überfällig

Eine Änderung der Statusqualifikation war im Miles-&-More-Programm längst überfällig. Auch wenn nicht alle gleichermaßen profitieren, ist das neue Programm insgesamt doch als Verbesserung zu sehen. Das Programm ist ab 2021 deutlich transparenter und einfacher zu verstehen. Die Vergabe von Statuspunkten ist fair und belohnt ganz im Sinn eines Vielfliegerprogramms vor allem Vielflieger und nicht nur Vielzahler. Einziger Wermutstropfen ist die Halbierung der Statuslaufzeit auf ein Jahr. Da die Änderungen allerdings erst übernächstes Jahr in Kraft treten, bleibt im Jahr 2020 noch genug Zeit, sich nach den alten Regeln für den Senator-Status zu qualifizieren. Wenn man dies geschickt anstellt, kann man mit nur zwei Langstreckenreisen bis zu drei Jahre den Senator-Status, also bis Februar 2023, erhalten. (Alexander Koenig, 13.11.2019)

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