Pro Werktag melden in Österreich 21 Unternehmen Insolvenz an. Bei Privatpersonen sind es mehr als doppelt so viele.

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Wien – Die Firmeninsolvenzen liegen nach neun Monaten auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums und auch bei den Privatinsolvenzen gibt es wieder eine Normalisierung, heißt es in einer Aussendung des Gläubigerschutzverbandes Creditreform. Für das Gesamtjahr seien heuer ähnlich viele Firmeninsolvenzen wie 2018 zu erwarten, bei Privatinsolvenzen erwarte man einen weiteren Rückgang auf ein "normales" Maß.

Derzeit sei die Konjunktur noch robust, dank Vernetzung in den mittel- und osteuropäischen Ländern sei Österreich auch "nicht mehr auf Gedeih und Verderb der deutschen Wirtschaftsentwicklung ausgesetzt", schreibt Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer. Er geht aber davon aus, dass die Zeiten sinkender Insolvenzen vorbei sein dürften.

Privatinsolvenz neu wie "Tsunami"

Die Zahlen der Privatinsolvenzen lassen sich nur bedingt mit dem Vorjahr vergleichen, da nach einer Gesetzesänderung Ende 2017 die Insolvenzen zuerst stark zurückgegangen und dann 2018 sprunghaft angestiegen sind. Der Ansturm war darauf zurückzuführen, dass neue Personengruppen den Schritt in die Privatinsolvenz einfacher gehen konnten.

Nach dem Entfall der zehnprozentigen Mindestquote nahmen vermehrt einkommensschwache Schuldner mit relativ geringen Verbindlichkeiten und vormalige Unternehmer mit sehr hohen Verbindlichkeiten aus ihrer gescheiterten Selbstständigkeit das neue Insolvenzrecht in Anspruch. "Wie bei einem Tsunami zieht sich das Meer nach der Flutwelle wieder zurück", sagt Weinhofer.

21 Firmeninsolvenzen pro Werktag

Nach Berechnung der Creditreform wurden 2019 in den ersten neun Monaten 2.351 Firmeninsolvenzen eröffnet (plus 0,2 Prozent), 1.602 Verfahren wurden mangels Vermögen abgewiesen (plus 0,1 Prozent). Das entspricht 21 Insolvenzen pro Werktag. Ingesamt waren mehr als 10.000 Arbeitsplätze betroffen. Die Insolvenzpassiva lagen in Summe bei über 1,1 Milliarden Euro.

Die Insolvenzen von Privatpersonen sind um knapp sieben Prozent auf ca. 8.200 Verfahren zurückgegangen. 7.400 Verfahren wurden eröffnet (minus sechs Prozent), 809 Fälle mangels Vermögen zurückgewiesen (minus 12,6 Prozent). Das entspricht 44 Insolvenzen pro Tag.

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(APA, red, 13.11.2019)