Sogenanntes Upskirting wird in Deutschland unter Strafe gestellt.

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Fotos von Unfall-Toten sowie heimliche Aufnahmen unter Röcke und ins Dekolleté sollen in Deutschland härter bestraft werden. Einen entsprechenden Gesetzentwurf will das Bundeskabinett an diesem Mittwoch in Berlin beschließen. Beides soll demnach künftig als Straftat gelten.

Kein Kavaliersdelikt

"Früher galt: So etwas macht man nicht! Heute wird es gemacht. Das nehmen wir nicht hin", sagte Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) mit Blick auf Unfallgaffer. Im ARD-"Morgenmagazin" sagte sie am Mittwoch: "Wichtig ist das Signal. Es muss deutlich werden, dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt handelt." Es gehe nicht darum, möglichst viele Menschen zu verurteilen, sondern eine gesellschaftliche Debatte anzustoßen.

Lambrecht geht gegen Gaffer vor, die bei Verkehrsunfällen Fotos machen und die Bilder im Internet verbreiten. Bisher macht man sich lediglich strafbar, wenn man Rettungskräfte behindert oder Verletzte entwürdigend fotografiert – künftig soll das auch für Unfall-Tote gelten. Es drohen Geldstrafen und Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren.

"Es handelt sich um Personen, die ihr Leben gelassen haben. Es ist mir unbegreiflich, wie sich Menschen an Bildern davon ergötzen können", sagte Lambrecht der NOZ. Dass diejenigen, die solche Fotos veröffentlichten, dafür auch noch mit Likes und Kommentaren belohnt würden, sei "einfach nur gruselig".

Strafen auch für Upskirting

Auch das heimliche Fotografieren und Filmen unter Rock oder Kleid – Upskirting genannt – sowie in die Bluse will Lambrecht unter Strafe stellen. "Auch das ist demütigend und verletzend", kritisierte sie. Die Fotos werden in Chatgruppen geteilt und sogar kommerziell vertrieben. "Es trifft Frauen sehr, wenn sie zu Objekten degradiert werden", sagte Lambrecht. Zahllose Betroffene hätten sich an sie gewandt.

Bisher gelten solches Fotografieren meist als Ordnungswidrigkeit und wird nur dann als Straftat geahndet, wenn der Täter das Opfer berührt oder zusätzlich beleidigt und erniedrigt. In jedem Fall können Betroffene die sofortige Löschung, Schadenersatz und gegebenenfalls eine Geldentschädigung verlangen.

In Österreich müssen Schaulustige, die Rettungseinsätze behindern oder Handyfotos von Unfallopfern machen, seit dem Vorjahr mit einer Geldstrafe von bis zu 500 Euro rechnen. Bei besonders erschwerenden Umständen droht sogar einwöchige Haft. (APA, 13.11.2019)