Beehren die Salzburger Festspiele: Teodor Currentzis und Anna Netrebko.

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Da ist auch der Intendant ein bisschen beeindruckt: "100 Jahre Festspiele – das ist schon was!", meint Intendant Markus Hinterhäuser bei der Programmpressekonferenz. "Das ist nicht mehr und nicht weniger als 100 Jahre Kulturgeschichte", in die es zu blicken gilt. Allerdings, so Hinterhäuser, sollen die Festspiele künstlerisch immer an die Gegenwart gebunden werden. Es gelte 2020 etwa das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft zu erhellen. Und dies habe auch mit der Urabsicht der Festspielgründer zu tun, auf dem "extrem dünnen Eis" der damaligen Zeit "der Welt eine Utopie anzubieten".

Zweimal Mozart

Zum Jubiläum werden vier neue Inszenierungen gezeigt: Eröffnet werden die Salzburger Festspiele (18. Juli bis 30. August) durch Richard Strauss' Elektra mit Asmik Grigorian als Chrysothemis (Dirigent: Franz Welser-Möst). Für den Modernebereich tritt Luigi Nonos Intolleranza 1960 an (Regie: Jan Lauwers, Dirigent: Ingo Metzmacher). Aus dem 19. Jahrhundert reist wiederum Mussorgskis Boris Godunow an (Regie: Christof Loy, Dirigent: Mariss Jansons). Und: Neu inszeniert wird auch Mozarts Don Giovanni (Regie: Romeo Castellucci, Dirigent Teodor Currentzis). Mozarts Zauberflöte erscheint in der neu durchdachten und ins Haus für Mozart verlegten Version von Regisseurin Lydia Steier, die das Werk 2018 im Großen Festspielhaus inszenierte. Hinterhäuser möchte sie als "Dreiviertel"-Neuinszenierung gelten lassen. Man wird sehen.

Die restlichen Premieren sind Übernahmen: Aus der Partnerschaften mit der Mozartwoche erwächst Händels Messias (Regie: Robert Wilson), von den Salzburger Osterfestspielen entlehnt man Puccinis Tosca (mit Anna Netrebko). Und von den Salzburger Pfingstfestspielen kommt Donizettis Don Pasquale. Die Tosca sei kein Signal für eine neue Kooperation mit den Osterfestspielen. Mit dem künftigen Intendanten Nikolaus Bachler habe es "noch keine Annäherung" gegeben, so Hinterhäuser, der aber ebenso wie Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler betonte, sich bei den Osterfestspielen "überhaupt nicht einmischen" zu wollen. Ein Gespräch über das künftige Verhältnis der beiden Festivals werde sicher noch kommen, "weil es kommen muss".

Fünf Neuheiten

Im Schauspielprogramm wird eine Spur dicker aufgetragen als üblich. Burgschauspielerin Caroline Peters hatte sich bereits in der Vorwoche den Titel "Jahrhundert-Buhlschaft" gesichert. Vor allem aber steht mit fünf Neuinszenierungen (ohne Jedermann) eine Produktion mehr als im Vorjahr auf dem Programm. Peter Handkes Kurzstück Zdenek Adamec über den gleichnamigen tschechischen Studenten kommt zur Uraufführung, DER STANDARD berichtete. Als Regisseurin fungiert die Handke-erfahrene Berlinerin Friederike Heller.

Neben Richard III (Regie: Karin Henkel) und Maria Stuart in der Regie von Martin Kušej steckt in der Uraufführung des Stücks Everywoman von Milo Rau das größte Statement von Schauspielchefin Bettina Hering. Auch Festivalpatron Hofmannsthal kommt – neben dem Jedermann – mit dem Stück Das Bergwerk zu Falun zu Ehren, es inszeniert Jossi Wieler.

Russische Gäste

Da nicht nur Salzburg Geburtstag feiert, sondern auch Ludwig van Beethoven, wird sich das Konzertprogramm auch verstärkt dem Meister der Wiener Klassik widmen. Pianist Igor Levit etwa spielt dessen 32 Klaviersonaten, während ein neues Konzertformat mit dem Titel "Moments musicaux" überraschen will. Der jeweilige Künstlername soll bis zum Konzert ein Geheimnis bleiben.

Auch rund um die Festspiele widmet man sich dem Jubiläum: Herzstück ist die Landesausstellung Großes Welttheater, die bereits am 25. April 2020 eröffnet wird. Am Festspiel-Geburtstag, dem 22. August, wird dann im ganzen Festspielbezirk der "Jedermann-Tag" begangen. Und wer weiß: Womöglich wird auch der russische Präsident Wladimir Putin erscheinen. Schließlich gehört nun mehr auch der staatlich kontrollierte Gaskonzern Gazprom zu den Projektunterstützern des Salzburger Festivals. (Ljubiša Tošić, 13.11.,2019)