Junge Palästinenser vor einem zerstörten Haus im Gazastreifen.

Foto: Foto: AFP / Said Khatib

Nach einigen ruhigen Stunden in der Nacht sind die Menschen im Süden Israels am Mittwochmorgen wieder vom Raketenalarm geweckt worden: Mehr als 360 Raketen sind seit Dienstag aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Bei Gegenangriffen der israelischen Armee auf Ziele im Gazastreifen kamen bisher mindestens 26 Palästinenser ums Leben.

Doch während die Kämpfe im Süden des Landes weitergehen, hat sich die Lage im Zentrum beruhigt: Schulen haben in der Metropolregion Tel Aviv wieder geöffnet, Cafés und Plätze sind wieder gefüllt. Nach einer Eskalation der Sicherheitslage sah es am Mittwoch nicht aus – ganz im Interesse beider Seiten. Doch das könnte sich jederzeit ändern.

Bemerkenswert ist, dass sich zumindest die Hamas, die im Gazastreifen herrscht, bislang nicht an den Angriffen auf Israel beteiligt hat – auch wenn sie sich offiziell hinter die Kämpfer des Islamischen Jihad stellt. Die Hamas, die von der EU als Terrororganisation eingestuft wird, hat sich zuletzt um Ruhe und wirtschaftliche Entwicklung im Gazastreifen bemüht. Und bisher hat die israelische Armee als Reaktion auf den Raketenbeschuss nach eigenen Angaben nur Ziele des Islamischen Jihad im Visier. In der Vergangenheit hatte Israel stets die Hamas für Angriffe aus dem Gazastreifen verantwortlich gemacht. "Wir greifen die Hamas nicht an. Die Ziele des Islamischen Jihad, die wir bombardieren, liegen nicht im Zentrum von Gaza-Stadt, denn wir verstehen, dass wir auf schmalem Grat wandern", zitierte die israelische Onlinezeitung "Times of Israel" am Mittwoch Armeesprecher Hadi Zilberman.

Drohung per Video

Die Lage bleibt dennoch angespannt, schließlich geht es auf beiden Seiten auch darum, Stärke zu demonstrieren. Naftali Bennett von der Partei Die Neue Rechte, der am Dienstag das Amt des Verteidigungsministers übernommen hat, drohte in einem Video: "Die israelischen Streitkräfte werden jeden Terroristen so lange jagen, bis un sere Kinder in Sicherheit sind." Premier Benjamin Netanjahu sagte in seiner Knesset-Rede, die Regierung sei nicht bereit, Angriffe auf Zivilisten zu tolerieren.

Vorausgegangen war den derzeitigen Gefechten die Tötung von Baha Abu al-Ata, einem zentralen Anführer des Islamischen Jihad im Gazastreifen, durch die israelischen Streitkräfte am frühen Dienstagmorgen. Ata soll Raketenangriffe auf Israel geplant haben und für mehrere Angriffe in den vergangenen Monaten verantwortlich gewesen sein. (Lissy Kaufmann, 13.11.2019)